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Polizei & Justiz: Schüsse aus dem Auto auf 52-Jährigen

Ein Geschäftsmann entging in Halensee nur knapp dem Tod. Unbekannte feuerten zwei Mal – und flüchteten. Es kursieren viele Gerüchte - doch die Polizei hält sich bislang bedeckt.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Am Abend war es wieder unauffällig ruhig vor dem graublauen Plattenbau in der Halenseer Georg-Wilhelm-Straße 23. Am Dienstagmorgen war vor der Hausnummer 23 ein 52-jähriger Geschäftsmann nur knapp dem Tod entronnen. Aus einem schwarzen Mercedes schossen bislang unbekannte Täter kurz vor 10 Uhr auf den Berliner, der mit seinem 27 Jahre alten Sohn auf dem Gehweg unterwegs war. Der Polizei zufolge war mindestens zweimal gezielt auf das Opfer gefeuert worden. Eine Kugel wurde durch die – offenbar pralle – Geldbörse in der Jacke des Mannes abgelenkt. Ein weiteres Projektil schlug knapp neben ihm in die Hauswand ein. Am späten Abend hieß es, fünf Personen seien im Zusammenhang mit der Tat festgenommen worden, nähere Informationen gab es noch nicht.

Buchen säumen die Straße, 200 Meter entfernt fließt der Verkehr zäh über den Kurfürstendamm. Fünf Stunden lang, bis 15 Uhr, habe die Polizei nach Spuren gesucht, erzählen Anwohner. Die Ermittler hätten Zeugen befragt. Gehweg und Eingang zum Hinterhof des Gebäudes waren abgesperrt. Eine Frau, die im Haus gegenüber arbeitet, glaubt sogar, die Täter gesehen zu haben, wenige Minuten vor dem Anschlag. „Ich habe ein Auto auf der Straße stehen sehen, aus dem drei Typen das Haus beobachteten“, erzählt sie. Mehr will sie nicht sagen. Wenig später seien vor der Nummer 23 die Schüsse gefallen. In den Häusern nahe des Tatorts sind ein paar Kneipen, kleine Läden und ein Fitnessstudio. Die Schüsse aber will niemand gehört haben. Erst, als die Polizei plötzlich mit mehreren Wagen anrückte, seien die Leute in der Straße neugierig geworden – auch die zwei Bauarbeiter, die 50 Meter weiter Steine schleppten. Als die Schüsse fielen, verlegten sie gerade schwere Betonplatten in einer Einfahrt. Gehört hätten auch sie nichts, sagen sie. Der Chef eines Einrichtungsgeschäfts, er kam nach den Schüssen in seinen Laden, berichtet: „Da waren drei Kastenwagen der Polizei, viele Uniformierte, mehrere Zivilfahrzeuge, und dann kam noch die Spurensicherung.“

Die Ermittler wissen bisher, dass der Geschäftsmann aus einem in zweiter Reihe parkenden Auto beschossen wurde. Der oder die Täter flüchteten in dem Wagen. Über dieses hieß es zunächst, die Fahnder hätten eine Spur ins Milieu von Deutschrussen, die in der Halbwelt aktiv seien. Fahnder der Mordkommission bestätigten dies vorerst nicht. Das Opfer ein Geschäftsmann, die Schützen aus mafiösen Kreisen? „Das würde mich nicht wundern“, sagt ein Mann aus dem Haus gegenüber. Im Fitnessstudio um die Ecke trainierten dauernd düstere Gestalten.

So genannte Drive-by-shootings, Schüsse quasi im Vorbeifahren, sind hierzulande selten. Im Streit unter arabischen Großfamilien und Rockern hat es solche Anschläge aber auch in Berlin schon gegeben. Im August vergangenen Jahres wurde in Hohenschönhausen ein Ex-Mitglied der Hells Angels aus einem fahrenden Auto heraus erschossen. Wenige Monate zuvor schoss ein Mann auf zwei Mädchen, die in Charlottenburg an einer Bushaltestelle warteten, und traf eines ins Bein.C. Spangenberg/ H. Heine

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