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Fahndungsfoto

© Polizei Berlin

Sexualstrafttäter gesucht: Angst in Westend

Anwohner sind beunruhigt über den Überfall auf eine Zwölfjährige und kritisieren die Polizei.

Die Aufregung im Westend ist groß. Bereits am 9. Juni hat, wie berichtet, ein Unbekannter eine Zwölfjährige überfallen und zu sexuellen Handlungen zwingen wollen. Doch erst an diesem Montag trat die Polizei an die Öffentlichkeit. Eltern kritisieren die späte Information, die es ihnen bisher unmöglich machte, ihre Kinder vor einem möglichen Wiederholungsfall zu schützen.

„Ich war schockiert, als ich das gehört habe“, sagt Frank Borchert. Er ist einer der stellvertretenden Gesamtelternvertreter der Reinhold-Otto-Grundschule aus der nahen Leistikowstraße. Dass man auch die Schulen nicht gewarnt hat, sei „nicht in Ordnung“. Noch in dieser Woche wollen die Elternvertreter beraten, ob zum Schulbeginn am Montag besondere Maßnahmen getroffen werden sollen. Man sei nicht über den Vorfall informiert worden, heißt es auch in der katholischen Liebfrauenschule in der Ahornallee.

Überrascht und besorgt reagierte man auch in der Kindertagesstätte „Grünes Nashorn“ direkt in der Haeselerstraße. Auch dort hat man erst gestern durch die Zeitung erfahren, was vor zweieinhalb Monaten in unmittelbarer Nähe geschehen ist. „Wir müssen morgen mit den Eltern reden“, sagt eine Betreuerin.

Bereits im Mai war dort ein Verdächtiger aufgefallen. Der Mann habe auf dem Hof, auf dem sich der Spielplatz der Kita befindet, die Kinder beobachtet. Seine Hose habe tief heruntergehangen und er habe sich den Bauch gerieben, berichtet eine Zeugin. Als sie ihn ansprach, fragte er nach Wasser und verschwand wieder, als er keines erhielt. Mit dem Gesuchten war er offenbar nicht identisch; er wird als korpulenter beschrieben.

Die Haeselerstraße ist eine ruhige Wohnstraße mit gepflegten Altbauten. Jenseits der Soorstraße beginnt das Westend-Viertel mit seinen Stadtvillen, von denen eine die tunesische Botschaft beherbergt. Ein paar Läden, das Büro der Wohnungsbaugenossenschaft. Mehr Kriminalität als ein paar geknackte Autos hat es in der Straße zuvor nicht gegeben, erzählt ein Lebensmittelhändler. Nur um die Ecke, in der Soorstraße, sei vor längerer Zeit eine Frau von zwei Unbekannten belästigt worden.

Gitta Tochowski, ehrenamtliche Helferin im Nachbarschaftstreff, wo der örtliche Förderverein unter anderem Frühstück, Mittagessen und Kuchen, Mal- und Bastelkurse bietet, erfuhr bereits vor ein paar Tagen von der Tat. Zum Glück seien damals Anwohner durch die Hilferufe des Kindes aufmerksam geworden und hätten Schlimmeres verhüten können. Das Mädchen habe erst vor ein paar Tagen wieder zu sprechen begonnen.

Im Interesse des Opferschutzes sei bei Sexualdelikten der Schritt in die Öffentlichkeit das letzte Mittel, so ein Polizeisprecher. Im konkreten Fall habe es darüber hinaus keine Anhaltspunkte für eine Gefährdung anderer Kinder gegeben. Konkrete Hinweise auf den Täter hatte die Polizei gestern nach Veröffentlichung des Phantombildes und der Aufnahmen der Überwachungskamera eines Getränkemarktes noch nicht erhalten. Die Bilder zeigen den Mann nach seiner Flucht in dem Laden, den er kurze Zeit später aufgesucht hatte. du-

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