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Von der Party- zur Müllhauptstadt. Die Stadtreinigung hatte nach der Silvesternacht wieder gut zu tun.

© dpa

Silvesterbilanz in Berlin: Böller gezündet, Hand weggesprengt

Insgesamt hatten Feuerwehr und Polizei in Berlin weniger zu tun als in früheren Jahren. Aber es gab auch schwere Unfälle und etwas Krawall.

Es war viel Arbeit, aber es gab schon schlimmere Jahre – dieses Fazit zogen Polizei, Feuerwehr und Unfallkrankenhaus nach der Silvesternacht. Den schlimmsten Unfall erlitt ein 31-Jähriger in Pankow. Kurz nach Mitternacht hatte er in der Prenzlauer Promenade einen illegalen italienischen Böller angezündet. Er explodierte sofort, der Mann verlor die rechte Hand. Er wird im Marzahner Unfallkrankenhaus auch psychologisch betreut.

Insgesamt gab es nach Angaben von Krankenhaus-Sprecherin Angela Kijewski 13 Böllerverletzungen, weniger als in den Vorjahren. Allerdings gab es 15 Brandverletzte, deutlich mehr als sonst. So erlitt ein 74-Jähriger schwere Verbrennungen beim Anzünden von Feuerwerk. Zwei weitere Männer hatten sich über eine Silvesterbatterie gebeugt, beide verbrannten sich ihre Gesichter. Zwei 14-jährige Mädchen erlitten Verbrennungen am Knie und im Gesicht, sie waren mit Feuerwerk beschossen worden. Nach Angaben des Klinikkonzerns Vivantes sind die Böllerverletzungen bei Männern zu 56 Prozent fremdverschuldet, bei weiblichen sind es fast 80 Prozent.

Auf der Silvestermeile gab es wie in den Vorjahren keine Störungen. Wegen des großen Andrangs wurden der erste Eingang bereits um 18.20 Uhr geschlossen, zwischen 21 und 22 Uhr waren dann alle anderen dicht. Mehrfach versuchten Menschen, die Zäune zu überwinden, um mitfeiern zu können. Auch der Tiergartentunnel wurde zwischen 22 Uhr und 1.30 Uhr gesperrt, da Personen hineingelaufen waren – ob sie so in den Festbereich gelangen wollten, ist unklar. Lediglich zwei Menschen wurden auf der Partymeile festgenommen, 24 mussten in Krankenhäuser gebracht werden.

Am U-Bahnhof Bülowstraße wird ein neuer Fahrstuhl benötigt. Der alte wurde mit einem Riesenböller von Unbekannten gesprengt.
Am U-Bahnhof Bülowstraße wird ein neuer Fahrstuhl benötigt. Der alte wurde mit einem Riesenböller von Unbekannten gesprengt.

© Abix

Eine schwere Gewalttat gab es nur am Rande des abgesperrten Bereichs: In der Lennéstraße gingen gegen 22.40 Uhr mehrere junge Männer mit Messern aufeinander los. Drei wurden schwer verletzt. Der Hintergrund ist unklar.

Ausschreitungen gab es in diesem Jahr in Schöneberg. In der Potsdamer Straße wurden gegen Mitternacht Autos, Busse und dann auch Polizeiwagen mit Böllern beworfen. Eine Bushaltestelle wurde angezündet, andere wurden beschädigt. Erst beim Einschreiten einer behelmten Hundertschaft kehrte Ruhe ein. Zwölf überwiegend arabischstämmige Jugendliche wurden festgenommen.

Den größten Sachschaden gab es wenig später am U-Bahnhof Bülowstraße. Mit einem Superböller zerstörten Unbekannte gegen ein Uhr früh den Aufzug. Unter der Druckwelle zersprangen sämtliche Glasscheiben, der Schaden soll mehrere zehntausend Euro betragen. Nach Angaben eines Augenzeugen sollen etwa 20 bis 30 junge Männer die Sprengung regelrecht inszeniert haben, zudem sollen sie es geschafft haben, dass sich die Tür der Kabine beim Zünden des Böllers noch schließt, damit die Druckwelle stärker ist. Zuvor soll dieselbe Gruppe unterhalb des Bahnhofs auf der Fahrbahn der Steinmetzstraße massenhaft Kanonenschläge gezündet haben. Diese waren über Zündschnüre gekoppelt, „das klang wie Maschinengewehrfeuer“, sagte der Zeuge. Wie er berichtete, sollen die Unbekannten die Kettenzündung gefilmt haben; ob auch die Sprengung des Aufzuges gefilmt wurde, war unklar.

Polizeiautos wurden auch in Kreuzberg und Prenzlauer Berg attackiert. Gegen 0.30 Uhr bewarfen Unbekannte am Bethaniendamm einen Einsatzwagen so massiv mit Pflastersteinen, dass Scheiben durchschlagen und ein Polizist leicht verletzt wurde. Die Täter entkamen. Zehn Minuten später wurde in der Oranienstraße ein Streifenwagen mit Steinen beworfen, ebenso in der Kastanienallee, Ecke Eberswalder Straße. Als eine Seitenscheibe barst, geriet der Wagen kurzzeitig in den Gegenverkehr. Einen Unfall konnte der Polizist verhindern.

Die Feuerwehr hatte zwischen 19 und 6 Uhr genau 1667 Einsätze, knapp 100 weniger als im Vorjahr, aber 200 mehr als in den beiden Jahren davor. Die Zahl der Brände sank trotz des trockenen Wetters von 600 auf 450, was der Feuerwehrchef als Zeichen für wachsende Vorsicht sah. Die Zahl der Einsätze im Rettungsdienst stieg leicht auf 1126. Die Polizei fuhr gut 2000 Einsätze, 150 mehr als im Vorjahr.

Liebe Leserinnen, liebe Leser: Nach Silvester hat die Stadtreinigung alle Hände voll zu tun, um Berlin von den Überresten der Feiern zu befreien. Sind Ihnen noch Ecken aufgefallen, an denen Böllerreste und Sektflaschen liegengeblieben sind? Machen Sie ein Foto und senden Sie es an leserbilder@tagesspiegel.de.

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