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Silvesternacht in Schönfließ: Berliner Polizist: Tödliche Schüsse aus Eifersucht?

Hat ein Berliner Kommissar am Silvesterabend einen flüchtigen Dieb im brandenburgischen Schönfließ erschossen, weil das Opfer mit seiner ehemaligen Freundin liiert war? Bei den tödlichen Schüssen bleiben viele Fragen offen.

Offenbar gibt es Hinweise, dass das Opfer – der 26-jährige Dennis J. – mit der ehemaligen Freundin des Berliner Kommissars liiert war. Dieser Frage geht derzeit die Staatsanwaltschaft Neuruppin nach. Und es gibt einige weitere Fragen, die nach den tödlichen Schüssen offengeblieben sind.

Entsprechenden Hinweisen gehe man nach, bestätigte Oberstaatsanwältin Lolita Lodenkämper. Einzelheiten wollte sie nicht nennen. Polizeipräsident Dieter Glietsch dementierte eine Beziehung der Freundin des Getöteten zu dem 34-jährigen Polizisten strikt. Der beschuldigte Beamte sei mehrfach befragt worden. „Für eine Beziehung gibt es nicht den geringsten Hinweis“, sagte Glietsch. Am heutigen Mittwoch soll der genaue Tathergang in Schönfließ rekonstruiert werden.

Wie berichtet, saß Dennis J. am Silvesterabend in der Nähe der Wohnung seiner Freundin in einem gestohlenen Jaguar. Der 26-Jährige war mit rund 160 Straftaten als Krimineller bei der Berliner Polizei bekannt. Er wurde mit mehreren Haftbefehlen gesucht, unter anderem wegen Verkehrsdelikten. Die drei Zivilbeamten des Berliner Abschnitts 25 (Charlottenburg-Wilmersdorf) sollen am Silvesterabend einen Tipp bekommen haben, wo Dennis J. sich aufhält, und fuhren dorthin. Als der Gesuchte die Beamten bemerkte, flüchtete er mit dem Auto. Dabei verletzte er einen Polizisten am Bein und rammte den Dienstwagen. Der Kommissar zog seine Dienstwaffe und soll sechs Schüsse auf das Auto abgegeben haben. Der nicht bewaffnete Dennis J. wurde oberhalb des Herzens tödlich getroffen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde das Opfer vermutlich durch einen Querschläger getötet. Nach Tagesspiegel-Informationen ist aber auch ein gezielter Schuss nicht ausgeschlossen. Wobei die Kugel lediglich durch die Scheibe leicht abgelenkt worden sein könnte.

Die Hinterbliebenen von Dennis J. kritisieren in einer Stellungnahme ihres Anwalts den Einsatz als unverhältnismäßig. Zudem seien viele Einzelheiten unklar. So fragen sie sich etwa, warum der Haftbefehl trotz des „Weihnachtsfriedens“ vollstreckt wurde. Er besagt, dass in der Zeit vom 22. Dezember bis 2. Januar keine Verhaftungen vollzogen werden. Ein Berliner Ermittler widerspricht: „Die Haftbefehle werden in der Weihnachtszeit nur dann nicht vollstreckt, wenn sich dazu in dem Schreiben ein gezielter Zusatz der Staatsanwaltschaft befindet. Dieser Zusatz fehlte in diesem Fall. Die Vollstreckung des Haftbefehls war rechtmäßig.“

Merkwürdig bleibt dennoch, warum am Silvesterabend, wo die Polizei erfahrungsgemäß viel zu tun hat, ein Funkstreifenteam zu dritt – statt sonst zu zweit – aus Charlottenburg ausrückt, um in Brandenburg einen Gesuchten zu verhaften. Dabei wurde ein 60 Jahre alter Fahnder, der sonst als Kontaktbereichsbeamter arbeitet und ausgebildeter Karatekämpfer ist, von zu Hause abgeholt. „Es gibt bei uns Zweierteams und Dreierteams, das ist ganz normal. Der dritte Beamte war im Dienst und auch für den Einsatz vorgesehen“, sagte ein Ermittler. Die Zivilfahnder hätten einen konkreten Hinweis auf den Aufenthaltsort von Dennis J. am Silvesterabend erhalten. Der Auftrag ging vom Landeskriminalamt an diese Fahnder heraus, weil sie „Personenkenntnis“ hatten und „gerade frei waren für den Einsatz“.

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