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Sprengstoffanschlag: Ärzte kämpfen um Leben der Zwölfjährigen

Noch immer ist ungewiss, ob die zwölfjährige Charlyn die schweren Verletzungen nach dem Anschlag in Rudow überleben wird. Ärzte konnten am Freitag bei einer Operation ihren Arm retten. Ein Großaufgebot der Polizei fahndet weiterhin nach ihrem Onkel.

Nach dem Sprengstoffanschlag in Rudow haben die Ärzte die zwölfjährige Charlyn am Freitag sechseinhalb Stunden operiert. Dem Ärzteteam des Unfallkrankenhauses Marzahn ist es gelungen, den Arm des Kindes vorerst zu retten. "Damit hat sich die Chance, dass der Arm erhalten bleiben kann, um 50 Prozent erhöht", sagte der Chefarzt der Handtransplantations- und Mikrochirurgie am Unfallkrankenhaus Marzahn, Andreas Eisenschenk, dem Tagesspiegel. Dennoch besteht für die Schwerverletzte weiterhin Lebensgefahr. "Durch den verletzten Arm besteht die Gefahr, dass sich Gifte im Körper verteilen", sagte Eisenschenk. Frühestens Mitte nächster Woche könnte die Lebensgefahr vorbei sein. "Was den Arm betrifft, so müssen wir noch sieben Tage zittern, um zu wissen, ob wirklich alles gut verlaufen ist", sagte der Chefarzt.

Währenddessen fahndet ein Großaufgebot der Polizei weiter nach Peter J. Der 32 Jahre alte Onkel des Mädchens steht in Verdacht, am Mittwoch eine Bombe im Briefkasten der Familie deponiert zu haben. Zudem soll er bereits am Morgen einen Sprengsatz in einer Dose, die in einem Päckchen steckte, auf das Autodach seines Schwagers gelegt haben. Die Bombe zündete jedoch nicht. Erst am Nachmittag brachte Charlyns Vater das Fundstück zur Polizei. Fast zur selben Zeit detonierte der Sprengsatz im Briefkasten, als das Mädchen Zeitungen aus dem Schlitz zog. Charlyns Arm wurde dabei zerfetzt, zudem erlitt sie Gesichtsverbrennungen.

Die Familie steht unter Polizeischutz

Ein ganzes Ärzteteam hat Charlyn am Freitagmorgen operiert. Alle Explosionsverletzungen seien durch Transplantationen von Haut- und Muskelgewebe aus dem Rücken des Mädchens abgedeckt worden. Sechs Stunden wurde Charlyn am Freitag von mehreren Ärzten im Unfallkrankenhaus Marzahn operiert, sagte eine Kliniksprecherin. Neben den Unfallchirurgen waren auch Replantationsexperten und Hals-Nasen-Ohren-Ärzte im Einsatz. Polizisten bewachen das Mädchen im Krankenhaus. Auch die Eltern stehen in Rudow unter Polizeischutz. Die Ermittler haben Sorge, dass der flüchtige Peter J. zurückkehren und seinen Verwandten weiteres Leid antun könnte.

Der Gesuchte war offenbar neidisch auf das Leben, das seine Verwandten führten

Wie berichtet, geht die Polizei von „Familienstreitigkeiten“ als Motiv aus. Peter J.soll sich benachteiligt gefühlt haben und seiner Stiefschwester und seinem Schwager das Leben, das sie führten, geneidet haben. J. ist bei der Polizei mehrfach aktenkundig wegen Betruges, Diebstahl und anderer Delikte. Bereits am Mittwochabend stürmte ein Spezialeinsatzkommando seine Wohnung in der Neuköllner Reuterstraße. Auch bei einer seiner Schwestern sowie in einem Wohnhaus in Mitte suchten die Fahnder nach ihm. Möglicherweise ist er in einem roten 3er BMW (Kennzeichen B-NC 5479) unterwegs. Die Polizei warnt Zeugen, falls sie das Auto finden, es nicht zu berühren. Es könnte weitere Sprengsätze enthalten. Auch die Beamten müssten bei einer Festnahme äußerst vorsichtig vorgehen: Sie befürchten, dass J. eine Bombe zünden könnte.

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