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Überfall: Dem Geldboten keine Chance gelassen

Im Juli soll der Prozess um den Reinickendorfer Banküberfall beginnen, bei dem ein Geldbote starb. Drei Männer sind angeklagt.

berlin - Der Geldbote mit dem Koffer in der Hand erkannte die Gefahr sofort. Zwei Männer waren vor der Reinickendorfer Postbankfiliale plötzlich aus dem Gebüsch gesprungen. Einer von ihnen hatte einen Vorschlaghammer in der Hand. Doch der 53-jährige Gerhard W. hatte keine Chance. Ein dritter Komplize griff ein, feuerte mit einem Sturmgewehr zwei Salven ab. Fünf der mindestens 13 Kugeln trafen den Geldboten. Für ihn kam jede Hilfe zu spät.

Die drei Räuber flüchteten zunächst – wurden dann aber einer nach dem anderen wieder gefasst. Knapp zwölf Wochen nach den tödlichen Schüssen am 29. Oktober saß auch der letzte der drei mutmaßlichen Mörder in Haft. Jetzt liegt die Anklage vor. Im Juli soll der Prozess beginnen. Auf der Anklagebank werden Bernd Fredi M., Walter L. und Jens-Olaf S. sitzen. Sie sind 54, 53 und 56 Jahre alt. Kurz vor der Tat sollen sie in der Wohnung des mehrfach vorbestraften M. die letzten Vorbereitungen getroffen haben. Die Ermittler gehen davon aus, dass M. eine Kalaschnikow besorgt hatte. Die Waffe sei in einen Pappkarton verstaut worden. Im Magazin hätten sich 30 Schuss befunden. Die Angeklagten seien mit einem Audi A2 zur Postbank-Filiale in der Oranienburger Straße gefahren.

Walter L. soll sich am Eingang der Filiale postiert haben. Mit dem Pappkarton. Die Komplizen hätten gegenüber an einer Telefonzelle gelauert. Gegen 10.10 Uhr näherte sich der Geldtransporter. Wachmann W. wollte schließlich den Koffer ins Gebäude bringen. Der zweite Geldbote blieb im Fahrzeug. M. und S. sprangen laut Anklage aus ihrem Versteck. Opfer W. zog einen Revolver und schoss.

Die Täter flohen mit dem Geldkoffer, in dem sich über 242 000 Euro befanden. Sie ließen aber Spuren zurück: Perücken, ein schwarzes Basecap, eine Tasche und Blut. Der Geldbote hatte mindestens einen der Gangster verletzt. Drei Tage nach dem brutalen Überfall hatte man Bernd Fredi M. durch einen DNA-Abgleich identifiziert. Am Tatort war sein Blut gefunden worden. Der Mann gilt als besonders gefährlich. Bereits Anfang 1993 hatte M. bei einem Überfall auf eine Woolworth-Filiale auf den Geschäftsführer geschossen und fast umgebracht. M. wurde wegen versuchten Mordes verurteilt und saß zehn Jahre im Gefängnis.

Fünf Tage nach dem Überfall kam es zur ersten Festnahme. Walter L. saß in einem Landgasthof in Neuruppin und speiste mit einer Dame. Er hatte die Suite der angeschlossenen Hotelpension gemietet und an der Rezeption angekündigt, dass er länger bleiben würde. Um 17.30 Uhr stürmte ein Spezialeinsatzkommando das Restaurant. L. soll bei der Polizei eine Tatbeteiligung bestritten haben. Mit Bernd Fredi M. saß er schon einmal gemeinsam auf der Anklagebank. Das war 1989. Es ging damals um einen Handel mit Heroin.

Ende November wurde Jens-Olaf S. in Wittenau gefasst. Er soll ein alter Bekannter von L. sein. Knapp zwölf Wochen nach dem Überfall wurde der mutmaßliche Kopf gefasst. Fahnder entdeckten Bernd Fredi M. in der Zermatter Straße, sein Fahrrad schiebend. Der Prozess gegen die drei Männer wird voraussichtlich am 9. Juli beginnen.

Kerstin Gehrke

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