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Ende einer bizarren Fahrt: In der Rhinstraße konnten Polizisten den Bus stoppen.

© Tzscheuschner

Update

Bizarrer Diebstahl: 16-Jähriger baut Unfälle mit geklautem BVG-Bus

Ein Jugendlicher hat einen BVG-Bus von einem Betriebsbahnhof gestohlen und damit mehrere Unfälle verursacht. Ein Pförtner öffnete dem Dieb offenbar noch die Schranke. Aus einem bestimmten Grund hatte niemand Verdacht geschöpft, als sich der Jugendliche auf dem Gelände bewegte.

Ein Jugendlicher hat mit einem gestohlenen BVG-Bus mehrere Unfälle verursacht. Gegen 21 Uhr am Sonntag sei der 16-Jährige am Betriebsbahnhof der BVG in Alt-Hohenschönhausen in einen leeren Bus gestiegen, sagte ein Polizeisprecher am Montagmorgen. Der Bus war offenbar nicht verschlossen, der 16-jährigen schaffte es ohne Probleme, ihn zu starten.

Bei seiner Fahrt durch Alt-Hohenschönhausen und Lichtenberg beschädigte er in der Plauener Straße und im Arendsweg jeweils ein Auto und fuhr in der Landsberger Allee einen Ampelmast an. Die Polizei konnte den Jugendlichen in der Rhinstraße Ecke Pyramidenring stoppen. Er wurde seinen Eltern übergeben. Verletzt wurde niemand.

BVG-Sprecherin Petra Reetz sagte, der Teenager habe ein Praktikum auf dem Betriebsgelände absolviert und deshalb auch einen Betriebsausweis besessen, ohne den es unmöglich sei, auf das Gelände zu gelangen. "Der Junge hat das einfach ausgenutzt", sagte Reetz. Einen vergleichbaren Vorfall habe es noch nie gegeben. Offenbar sei der Bus unverschlossen gewesen. Der Schlüssel müsse sich im Bus befunden haben. Dies sei nicht ungewöhnlich, schließlich müsse etwa Reinigungspersonal den Bus betreten können. Auch der Pförtner schöpfte offenbar keinen Verdacht. Als er den Bus anrollen sah, öffnete er dem Dieb die Schranke. "Es fahren täglich hunderte Busse ein und aus. Das Wachpersonal hat keine Möglichkeit das zu überprüfen", sagte Reetz - zumal es keinen Grund gebe, anzunehmen, dass Unberechtigte vom Gelände herunterführen.

Klicken Sie auf die blauen Markierungen, um die Route des gestohlenen Busses nachzuvollziehen:

(In einer früheren Version hatten wir auf dieser Karte einen Bahnhof in der Siegfriedstraße markiert. Tatsächlich wurde der Bus in der Indira-Gandhi-Straße entwendet. Wir bitten das Missverständnis zu entschuldigen)

Es ist nicht das erste Mal, dass der BVG ein Bus abhanden kommt. Im Jahr 1997 hatte ein 41-Jähriger einen Bus entwendet und war damit durch Berlin gekurvt. Die Wachhabenden trauten damals ihren Ohren kaum: "Mein Bus ist entführt worden, als ich gerade auf dem Örtchen war", teilte ihnen ein Fahrer von der Endhaltestelle der Linie 130 am Rathaus Spandau mit. Aber der Kollege am Telefon meinte es bitterernst. Wenige Minuten zuvor hatte ein 41-jähriger Mann den leeren Doppeldecker-Bus gestartet und war mit hohem Tempo entschwunden. Mehr als eine Stunde lang saß der Bus-Dieb am Steuer und fuhr den "Großen Gelben" bis ins brandenburgische Ludwigsfelde im Süden von Berlin. Dabei missachtete er eine Polizeisperre und rammte einen Streifenwagen. Erst Stunden später gelang es der Polizei, ihn zu stoppen.

Die Ermittlungen ergaben damals, dass der Entführer vorher aus der Nervenklinik Spandau entlassen worden war . Er kannte die Linie 130 vermutlich gut, weil sie zwischen der Klinik und Ruhleben pendelt. Offenbar hatte er sich zwischen den Sitzen versteckt, als die letzten Fahrgäste den Doppeldecker an der Endstation verließen und der Fahrer den Bus für eine Pinkelpause abschloss. Kaum war der Mann alleine, gab er Gas, wobei ihm ein ungewöhnliches Geschick oder Vorkenntnisse zu Hilfe gekommen sein müssen, denn laut BVG lässt sich die sogenannte Haltestellenbremse eines Busses nicht so ohne weiteres lösen. Pkw-Erfahrung alleine reicht nicht aus. Kommt ein Bus allerdings ins Rollen, können ihn auch Unerfahrene mit Hilfe des Automatik-Getriebes schlecht und recht manövrieren.

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