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Urteil: Eisenkette hing von Autobahnbrücke: Hohe Strafen für Täter

Die Eisenkette, die Dennis G. und Enrico K. von einer Pankower Brücke über der Autobahn baumeln ließen, bringt sie für lange Zeit hinter Gittern. Das Landgericht sprach die 23 und 20 Jahre alten Angeklagten am Donnerstag des Mordversuchs schuldig.

Dennis G. muss sieben Jahre in Haft, Enrico K. wurde zu einer Jugendstrafe von drei Jahren und zehn Monaten verurteilt.  "Wir müssen die enorme Gefährdung berücksichtigen", sagte der Vorsitzende Richter. Deshalb verbiete es sich, im Bereich von Bewährungsstrafen zu bleiben.

Die Angeklagten hatten am 18. Mai an einer Fußgängerbrücke eine über neun Meter lange Eisenkette befestigt. An ihrem Ende montierten sie obendrein eine Stahlplatte. 75 Zentimeter lang, einen halben Meter breit. Gegen 19 Uhr stieß Dennis G. die mörderische Konstruktion in die Tiefe. "Sie begingen die Tat vermutlich aus Langeweile", hieß es im Urteil. In seiner Aussage hatte G. erklärt, dass zwar "etwas passieren" sollte. Doch sie hätten nicht daran gedacht, dass "etwas Schlimmes passieren könnte".

Richter setzen ein Zeichen

Die Richter setzten mit den langjährigen Haftstrafen ein deutliches Zeichen. Ein solcher Anschlag sei heimtückisch, befand das Gericht. "Den Angeklagten war klar, dass die Autofahrer nicht mit einem solchen Hindernis rechneten, arg- und wehrlos waren." Nur glücklichen Umständen und beherzten Reaktionen von Autofahrern sei es zu verdanken, dass es nicht zu einer Katastrophe kam wie zwei Monate zuvor durch die Holzklotzattacke auf einer Autobahn in Oldenburg, bei der eine Frau getötet wurde.

Ein Mercedes-Fahrer zog im letzten Moment nach links, die Stahlplatte schabte über die Motorhaube. Kurz darauf ein VW Passat. Im Auto Eltern mit ihrem vierjährigen Kind. Die Frau konnte mit Mühe auf die stark befahrene linke Spur wechseln. Die pendelnde Kette sprengte noch den rechten Außenspiegel weg, bevor sie die Heckscheibe eines Mercedes durchschlug. Die abgerissene Verkleidung des Spiegels flog einem Daimler Cabrio entgegen, dessen Fahrer nur durch ein gefährliches Manöver ausweichen konnte.

Täter sprechen von einer spontanen Tat

Die Täter, beide ohne Berufsausbildung und ohne festen Job, kehrten nach einer Stunde zurück und sahen sich alles interessiert an. Dabei fielen sie Zeugen auf. Wenig später wurden sie festgenommen und legten Geständnisse ab. Sie sprachen von einer "spontanen Tat". Die Idee mit der Eisenkette kam vom Jüngeren, der Ältere setzte mit der Stahlplatte noch eins drauf. Er habe doch "lediglich mit Sachschäden gerechnet", beteuerte der wegen Körperverletzung vorbestrafte Dennis G. im Prozess. Eine Dummheit sei es gewesen. "Das war eine hochgefährliche Tat, ein Verbrechen, kein dummer Jungenstreich", hielt das Gericht dem entgegen. Auch wenn die Aktion durch Zufall äußerlich glimpflich ausging, habe sie tiefe Spuren hinterlassen: "Angstgefühle, Albträume bei dem Kind, bei den Erwachsenen, die bei jeder Brücke an dieses Geschehen denken."

Kerstin Gehrke

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