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Urteil: Lebenslange Haft für Mord an Studentin

Nach dem grausamen Feuertod einer Studentin ist der 22-jährige Angeklagte am Freitag vom Landgericht Berlin zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Bis zuletzt beteuerte der Mann seine Unschuld.

Die Indizienkette war aus Sicht der Richter lückenlos. Zehn Monate nach dem grausamen Tod der Studentin Karina J. wurde gestern ein 22-jähriger Hilfskoch wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Carlos G. habe die 20-jährige Frau in ihrer Wohnung in Weißensee gewürgt, mit einem Zimmermannshammer geschlagen und schließlich angezündet, weil sie ihn zurückgewiesen hatte.

Die Eltern der Getöteten sahen sich schweigend an. Sie waren Nebenkläger, hatten keinen Verhandlungstag versäumt. Und wieder hatten sie ein großes Foto ihrer Tochter in Richtung der Anklagebank gedreht. Carlos G. hat auf das Bild, das eine junge Frau mit strahlenden Augen zeigt, nicht reagiert. Regungslos blieb der Nicaraguaner, den man für einen Gigolo halten könnte, auch beim Urteil. Er hatte zu den Vorwürfen lediglich erklärt, dass er es nicht gewesen sei. "Aber das kann ich nicht beweisen." Die 20-jährige Karina J., eine Chemie-Studentin aus Polen, kam am frühen Morgen des 10. Februar von einer Bekannten. Sie war fast zu Hause, als sie am Antonplatz in Weißensee noch Hunger verspürte und in einen Imbiss ging. Dort lernte sie nach Überzeugung der Richter den Angeklagten kennen. Sie hätten erzählt, getrunken und auch geflirtet. Der Hilfskoch und die Studentin seien in ein weiteres Lokal gegangen. Karina J. wurde es dann zu nah. "Hier ist einer, der setzt mich unter Alkohol", schrieb sie in einer SMS an ihren Freund, der damals in England war. Der Typ wolle etwas von ihr.

Wie der Täter in die Wohnung gelangte, ist offen. Vermutlich sei er von Karina J. eingelassen worden, sagte der Vorsitzende Richter. Als er zudringlich wurde, wehrte sie sich. Aus Verärgerung über ihre Zurückweisung habe er sie erst massiv gewürgt, ihr dann mit einem Hammer den Kopf zertrümmert. "Schließlich richtete er eine Art Scheiterhaufen her." Er legte Kissen auf Karina J., die er für tot gehalten habe, übergoss sie mit Nagellack und zündete sie an. "Er wollte seine Anwesenheit verschleiern." Ermittler entdeckten am Tatort einen Schlüssel mit Adressanhänger, der auf die Spur von G. führte. In seiner Wohnung wurden zudem ein Slip, eine Jeans, eine Jacke sowie eine Kamera der Getöteten gefunden. Und auf dem Hammer fand man seine DNA. Zudem habe Carlos G. schon früher eine Frau angegriffen, weil sie ihn zurückgewiesen hatte. Der Verteidiger, der Freispruch verlangt hatte, kündigte bereits Revision an.

Kerstin Gehrke

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