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Urteil: Tunnelgangster hat Zeit abgesessen

Zu vier Jahren Haft wollte das Gericht den so genannten Tunnelgangster verurteilen, der 1995 mit fünf Komplizen eine Commerzbank in Zehlendorf überfallen hatte. Allerdings werden dem Mann drei Jahre in libanesischer Haft angerechnet - und das doppelt.

Mehr als 13 Jahre nach dem spektakulären Bankraub der sogenannten Tunnelgangster hat das Landgericht Berlin am Freitag einen heute 33-jährigen Mann zu vier Jahren Haft verurteilt. Gegen den damals noch 19-jährigen Angeklagten wurde eine Jugendstrafe wegen erpresserischen Menschenraubs und räuberischer Erpressung verhängt. Trotz der Haftstrafe muss der Angeklagte nicht ins Gefängnis, weil er bereits drei Jahre in einem libanesischen Gefängnis verbüßt hat. Aufgrund der "erschwerten Haftbedingungen" werde die Strafe doppelt angerechnet. Damit hat der gebürtige Libanese mit schwedischem Pass nach Ansicht der Richter bereits über sechs Jahre für den Bankraub in Haft gesessen.

Die Bande war nach dem Überfall aus der Bank mit 16,3 Millionen Mark durch einen Tunnel geflüchtet. Bei dem Überfall am 27. Juni 1995 hatten die maskierten und schwer bewaffneten Männer die Bank gestürmt, um sich geschossen und 16 Bankangestellte und Kunden stundenlang als Geiseln genommen. Neben Lösegeld in Höhe von 17 Millionen Mark hatten sie einen Hubschrauber und andere Fluchtfahrzeuge gefordert. Andernfalls drohten sie mit der Tötung der Geiseln.

Familienvater gesteht die Tat

In der Zwischenzeit hebelten die Ganoven die Schließfächer der Bankfiliale auf und flüchteten mit mindestens 16,3 Millionen D-Mark über ein zuvor in monatelanger Arbeit gebautes Tunnelsystem. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Angeklagte am Tattag den Zugang vom Tunnel zur Bank freigemacht, die Schließfächer aufgehebelt, die Beute sortiert und dann durch den Tunnel bis zur 100 Meter entfernt gelegenen Garage gebracht hatte.

Im Prozess hatte der Familienvater über seinen Anwalt die Tat gestanden. Fünf Komplizen waren bereits im Juli 1996 zu Haftstrafen von sechs  bis 13 Jahren verurteilt worden.  Dem Angeklagten gelang es unterzutauchen. Drei Monate nach der Tat wurde er im Libanon festgenommen und zu einer dreijährigen Haftstrafe verurteilt, die er bis Oktober 1998 ableistete. Heute lebt er in Schweden, wo er von Juni bis Ende August in Auslieferungshaft saß. Das Berliner Landgericht verurteilte ihn zu einer Jugendstrafe, weil er zum Tatzeitpunkt noch sehr jung gewesen und von seinem älteren Bruder, einem der Mittäter, beeinflusst gewesen sei. (goe/bvdw/ddp/dpa/AFP)

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