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Vandalismus: Brennende Autos: Verdächtiger soll ins Gefängnis

Nach der Festnahme eines 23-Jährigen in der Nacht zu Montag rufen Autonome zu Aktionen auf. Inzwischen gab es Anschläge unter anderem gegen die NPD-Zentrale in Köpenick und einen rechtsextremen Laden in Prenzlauer Berg.

Berlin - Gegen den in der Nacht zum Montag festgenommene mutmaßliche Autobrandstifter Tobias P. ist gestern Abend Haftbefehl erlassen worden. Der 23-Jährige kommt wegen des Vorwurfes der zweifachen Brandstiftung in Untersuchungshaft.

Zivilbeamte hatten Tobias P. am Montag gegen 2.45 Uhr in der Proskauer Straße in Friedrichshain festgenommen. Ganz in der Nähe hatten zuvor zwei hochwertige Autos gebrannt. Noch während der Festnahme ging in der nahe gelegenen Friedenstraße ein Porsche in Flammen auf. Bei dem Tatverdächtigen wurde Feuerzeugbenzin und Reizgas gefunden. Der Vater des Festgenommenen ist Bezirkspolitiker der Linksfraktion Lichtenberg. „Ich weise entschieden die Bemühungen einiger Medien zurück, eine Verbindung zwischen einer Straftat und der BVV-Fraktion der Linkspartei in Lichtenberg zu konstruieren“, sagte der Fraktionsvorsitzende Christian Petermann. Eltern für das Handeln eines erwachsenen Sohnes verantwortlich zu machen, sei eine Rückkehr zur Sippenhaft.

Am Montagmittag stürmten 150 Polizisten zwei alternative Hausprojekte in der Liebigstraße in Friedrichshain. Der Festgenommene soll in dem von Räumung bedrohten Haus Nummer 14 gewohnt haben. Nach Angaben von Hausbewohnern hat die Polizei gezielt nach dem passenden Schloss für einen mitgebrachten Schlüssel gesucht. Auch die Wohnung der Mutter wurde überprüft.

Eine spontane Demonstration am Nachmittag mit rund 50 Personen verlief friedlich. In der Nacht warfen jedoch zwei Unbekannte die Scheiben eines SPD-Büros in Mitte ein. Für gestern Abend mobilisierten Autonome und Hausbesetzer unter dem Motto „Freiheit für alle Gefangenen“ zu einer Demonstration am Bersarinplatz in Friedrichshain. Die Sicherheitsbehörden befürchten, dass es in den nächsten Tagen weitere Aktionen geben wird. „Selbstverständlich muss dieser Repressionsschlag beantwortet werden. Kollektiv! Subversiv! Offensiv!“, steht auf der Internetseite des Hausprojektes Liebigstraße 14.

Eine unruhige Woche steht der Polizei auch aus anderen Gründen bevor. In der Nacht zu Dienstag warfen offenbar linke Autonome Steine und Farbbeutel auf sieben Gebäude, die sie der rechten Szene zuordnen. In einem Bekennerschreiben, das dem Tagesspiegel vorliegt, nehmen die Täter Bezug auf den Tod von Silvio Meier im November 1992 und listen detailliert die beschädigten Häuser auf. Unter anderem die NPD-Zentrale in Köpenick, das rechtsextreme Geschäft „Harakiri“ in Prenzlauer Berg, die „Germania Klause“ in Tempelhof sowie vier Privatwohnungen. „Den Nazis einen heißen Herbst bereiten“, heißt es in dem Brief. Bereits am Freitag wurde ein Rechter in Marzahn-Hellersdorf von Vermummten verprügelt.

Der Hausbesetzer Silvio Meier wurde nach einer Auseinandersetzung mit einer Gruppe Neonazis auf dem U-Bahnhof Samariterstraße in Friedrichshain erstochen. Am kommenden Samstag findet die jährliche Silvio-Meier-Gedenkdemonstration in Friedrichshain statt. Es wird mit mehreren tausend Teilnehmern gerechnet.

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