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Wedding: Gründer von Jugendverein ein Drogenhändler?

Gegen ein Vorstandsmitglied des Projekts "Kiezboom" in Berlin-Wedding ist Haftbefehl wegen Drogenhandels erlassen worden. Der Geschäftsführer spricht von einer Intrige.

Bei „Kiezboom“ in Wedding brennt die Luft. Der Verein für „Jugendhilfe und Völkerverständigung“ in der Reinickendorfer Straße ist ins Zwielicht geraten: Gegen Vorstandsmitglied Mesut L. wurde am 11. Juni Haftbefehl erlassen. Der 28-Jährige soll in Drogengeschäfte verwickelt sein. Ausgerechnet er, der sich in seinem Verein um Jugendliche in dem Problemkiez rund um die Soldiner Straße kümmert. Dessen Ziele es sind, Jugendliche mit Anti-Gewalttrainings und Breakdance von kriminellen Karrieren und Drogen fernzuhalten.

„Rufschädigung! An den Vorwürfen ist nichts dran, alles gelogen“, schimpft Armin Emrich, Geschäftsführer bei Kiezboom. Gemeinsam mit Mesuts Bruder Murat äußert er sich zu den Beschuldigungen. Mesut L. will öffentlich nichts mehr sagen – wegen des laufenden Verfahrens, aber auch, weil er viel zu wütend sei.

Geschäftsführer Emrich sagt, er lege seine Hand für Mesut L. ins Feuer. Dem sei „ein Ei ins Nest gelegt“ worden: in Form von 2,5 Kilogramm Cannabis. Emrich schildert die Hintergründe so: Zwei im Weddinger Kiez bekannte junge Männer hätten sich Zutritt zu Mesuts Wohnung verschafft und die Drogen dort „unterm Bett versteckt“. Mesut lebt mit seinem jüngeren, lernbehinderten Bruder in der Wohnung. „Der Bruder war leichtgläubig, hat den Typen die Schlüssel übergeben“, sagt Emrich. Die beiden Männer seien dann alleine in die Wohnung gegangen und hätten den Stoff dort deponiert.

Doch die Polizei schien informiert gewesen zu sein. Denn, sagt Emrich: Genau in dem Moment, als Mesut nach Hause kam, seien acht Polizisten auf ihn losgestürmt und hätten seine Wohnung auf den Kopf gestellt. Sie fanden die Drogen und nahmen ihn fest. Auf dem Balkon der Wohnung hätten die beiden jungen Männer gestanden und einen Joint geraucht, sagt Emrich. Sie wurden erkennungsdienstlich behandelt – „dann wurden sie laufen gelassen“, kritisiert Emrich. Und das, obwohl sie kiezbekannte Drogenhändler seien.

Nun fragen sich die Kiezboom-Betreiber, woher die Polizei gewusst haben kann, dass sich in Mesuts Wohnung Drogen befanden? Und warum griffen die Beamten ausgerechnet in dem Moment zu, als Mesut nach Hause kam? Für sie ist klar, dass die Polizei einen Tipp bekommen haben muss. Nun rätseln sie, wer ein Interesse haben könnte, dem Verein zu schaden. „Vielleicht die Dealer auf der Straße, weil wir mit den Kids aus unserem Verein dagegen ankämpfen“, sagt Murat L.

Die Staatsanwaltschaft hielt sich gestern bedeckt. Fragen zum Fall wurden abgeblockt. Ein Justizsprecher bestätigte lediglich, dass ein Haftbefehl gegen Mesut L. vorliege. Allerdings habe der Beschuldigte Haftverschonung bekommen: Er bleibt bis zum Verfahren frei, muss sich jedoch regelmäßig bei der Polizei melden.

„Diese Sache treibt uns in den Ruin“, sagt Emrich. Dabei wurde das Projekt zuvor von allen Seiten gelobt und sogar von US-Botschafter William R. Timken unterstützt. „Wir sind zu ihm zum Kaffeetrinken eingeladen worden“, sagt Murat L. Doch der Haftbefehl wirkt sich bereits negativ auf den Verein aus: Kiezboom-Mitglieder sollten im Auftrag der US-Botschaft bei der Premiere des Musicals „Streets of Wedding“ am 30. Juni an der Technischen Fachhochschule mitwirken. Doch die Botschaft hat die Zusammenarbeit gekündigt. „Die wurden kurz nach dem Vorfall informiert – offenbar von der Polizei“, sagt Emrich.

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