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Mehmet Y. steht wegen Doppelmord vor Gericht: Er soll mindestens zwölf Schüsse auf seine in einem Auto sitzende Ex-Frau und ihre Familie abgefeuert haben.

© Timur Emek/dapd

Zerstörtes Vertrauen: Gericht lässt Prozess um Weddinger Doppelmord platzen

Das Vertrauen ist zerstört: Das Landgericht Berlin hat am Mittwoch den Prozess um den "Weddinger Todesschützen" ausgesetzt. Der Angeklagte Mehmet Y. hatte sich bereits zu Prozessauftakt über seinen Anwalt beschwert.

Der Prozess gegen den mutmaßlichen Doppelmörder Mehmet Y. ist im ersten Anlauf geplatzt. Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Angeklagten und dem Verteidiger sei „endgültig zerrüttet“, begründeten die Richter am Mittwoch und setzten die Verhandlung aus. Der 25-Jährige, der sich nach Schüssen auf seine geschiedene Ehefrau und deren Familie wegen zweifachen Mordes und dreifachen Mordversuchs verantworten muss, hatte vor einer Woche lautstark seinen bisherigen Anwalt abgelehnt. Das Gericht stellte ihm nun „zur Sicherung des Verfahrens“ gleich drei andere Pflichtverteidiger zur Seite. Am 3. Mai soll der Prozess neu starten.

Mehmet Y. tauchte drei Monate nach seiner Scheidung vor dem Haus der Familie seiner Ex-Frau auf. Als die 24-Jährige und vier Verwandte in einem Auto saßen, zog er laut Anklage eine Waffe. Zwölf Schüsse fielen am Vormittag des 4. August 2011 in der Kolberger Straße in Wedding. Die 45-jährige Mutter seiner Ex-Frau starb am Tatort, ihre 22-jährige Schwester in einem Krankenhaus. Ein Bruder wurde am Kopf getroffen und überlebte knapp. Seine geschiedene Ehefrau und ein Schwager erlitten einen Schock. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Mehmet Y. aus „Rache, Hass, Eifersucht und Verärgerung wegen des Verlustes seines Aufenthaltsstatus“ schoss. Er habe seine Ex-Frau und deren Familie töten wollen, weil er sie für die Trennung verantwortlich machte. Zweifacher Mord und Mordversuch in drei Fällen werden ihm zur Last gelegt.

Als Angeklagter zeigte sich der Türke zunächst unbeherrscht. Er stand am ersten Tag hinter Panzerglas und schimpfte. Dann hielt er sich die Ohren zu und wollte zurück in die Zelle. Zwar seien sämtliche Vorwürfe gegen den bisherigen Verteidiger unberechtigt, sagte Richter Olaf Arnoldi. Doch auch dieser spreche von einem zerrütteten Verhältnis. Y. hat sich inzwischen für zwei Verteidigerinnen entschieden. Außerdem bestellte das Gericht einen dritten Anwalt – zur Sicherung des bis Ende Juni terminierten neuen Prozesses. Damit sich die Verteidiger einarbeiten können, wurde die Verhandlung ausgesetzt.

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