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Berlin: Polizei kommt Geldboten-Mördern immer näher

Handschuhe, Mütze und Revolver gefunden. Sicherheitsfirma erhöht Belohnung auf 35 000 Euro

Noch sind die Täter nicht gefasst. Doch nach dem Überfall auf einen Geldtransporter in Hellersdorf, bei dem am Freitag ein Kurier erschossen wurde, hat die Kripo neben dem Fluchtwagen nun weitere Spuren gefunden: eine Baseballmütze, ein Paar Handschuhe und einen Revolver, bei dem es sich höchstwahrscheinlich um die Tatwaffe handelt.

Die Gegenstände hatte die Polizei am Sonnabend nahe einem Friedhof in Altlandsberg (Märkisch-Oderland) entdeckt. Dort waren die Täter offenbar vorbeigekommen, nachdem sie ihren Fluchtwagen – ein gestohlener Audi A6 Kombi – angezündet hatten. Das ausgebrannte Wrack hatte die Polizei, wie berichtet, bereits in der Nacht zu Sonnabend sichergestellt. Seit gestern sind 35 000 Euro Belohnung für entscheidende Hinweise zu dem Raubmord ausgelobt worden. 30 000 Euro stammen von der Sicherheitsfirma Brinks. „Wir hoffen, dass sich dadurch bei dem einen oder anderen die Zunge lockert“, sagte Chefermittler Manfred Schmandra gestern auf einer Pressekonferenz. Zudem hat die Kripo Phantombilder der Täter angefertigt.

Nach der Vernehmung der Zeugen können sich die Ermittler des Raubkommissariates jetzt ein präziseres Bild vom Tatablauf machen. Freitag, 1.50 Uhr: Die drei Brinks-Kuriere fahren im Transporter zur Sparkasse am Hultschiner Damm, wo sie bereits von den drei Tätern erwartet werden. Sie halten etwa zehn Meter entfernt von den Geldautomaten, die mit neuen Scheinen bestückt werden sollen. Der Fahrer und der Beifahrer steigen aus. Wie vorgeschrieben, tragen beide je zwei Geldkoffer in einer Hand, in der anderen Hand halten sie ihre Waffen. Der dritte Wachmann setzt sich auf den Fahrersitz, um die Umgebung im Blick zu haben.

Dann, kurz bevor die Geldboten an den Automaten ankommen, geht alles blitzschnell: Einer der beiden Täter steuert auf die beiden Kuriere zu und greift mit der rechten Hand in die Innentasche seiner Jacke. Aus Angst um sein Leben geht einer der Kuriere hinter einem Auto in Deckung, wirft Geldkoffer und die Waffe weg. Sekunden später hört er zwei Schüsse. Eine Kugel trifft seinen 40-jährigen Kollegen. Dieser fällt mit dem Rücken auf den Boden, seine Waffe hält er noch in der Hand. Die Täter rennen daraufhin den Hultschiner Damm entlang bis zum Edeka-Parkplatz, wo ihr Komplize mit dem Fluchtwagen bereitsteht. Wie sich jetzt herausstellte, sollen die Geldboten schon vor dem Aussteigen die zwei Männer mit den Baseballmützen vor dem Automaten wahrgenommen haben. „Warum sie dennoch ausstiegen, obwohl da zwei verdächtige Typen stehen, ist auch uns nicht klar“, sagte Schmandra. Die Firma Brinks äußert sich öffentlich überhaupt nicht zu dem Vorfall.

Auch zwei Zivilbeamte hatten die Täter, wie berichtet, kurz vor den Schüssen nahe der Filiale an einer Haltestelle gesehen. Sie kamen ihnen verdächtig vor. Um sie verdeckt zu beobachten, fuhren die Beamten ausgerechnet auf den Edeka-Parkplatz, wo der Komplize im Audi A6 saß. Sie parkten um die Ecke des Geländes, stiegen aus und notierten sich das Nummernschild des Audis. In diesem Moment hörten sie zwei Schüsse. Sie liefen in die Richtung, aus der die Schüsse kamen – nämlich zur Sparkasse. „Damit haben sie die Täter gerade verpasst, die fast zeitgleich zum vorderen Teil des Parkplatzes rannten“, sagte Schmandra. Dies sei bedauerlich, doch die Beamten hätten „absolut richtig gehandelt“. Auch die Polizisten im Streifenwagen, die über Funk von der Fahndung nach dem Audi A6 hörten und wenig später sahen, wie genau dieser Wagen an ihnen vorbeiraste, konnten laut Schmandra nicht viel tun: Sie verfolgten die Räuber noch bis auf die Autobahn A10, wo sie dann abgehängt wurden. Gegen einen Audi A6 hat ein VW Touran keine Chance.

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