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Berlin: Polizei muss immer öfter Babys retten Kindernotdienst legt Jahresbericht vor

Die Zahl der grob vernachlässigten Säuglinge ist in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Immer mehr Babys und Kleinkinder geraten in ihren Elternhäusern in lebensbedrohliche Situationen, sagt Martina Hartwig, die Leiterin der Berliner Notdienste.

Die Zahl der grob vernachlässigten Säuglinge ist in den vergangenen Jahren drastisch gestiegen. Immer mehr Babys und Kleinkinder geraten in ihren Elternhäusern in lebensbedrohliche Situationen, sagt Martina Hartwig, die Leiterin der Berliner Notdienste. Gestern stellten diese ihren Jahresbericht 2006 vor. Die Bilanz: 60 Babys unter einem Jahr musste der Kindernotdienst aufnehmen, im Vorjahr waren es noch 31 Säuglinge. Die im Mai neu eingerichtete Kinderschutz-Hotline (Telefon 61 00 66) verzeichnete einen ähnlichen Trend: Etwa die Hälfte der rund 220 ans Jugendamt gemeldeten Fälle betraf Kleinkinder unter drei Jahren. Insgesamt nahm der Kindernotdienst (Telefon 61 00 61) im vergangenen Jahr 869 Kinder unter 14 Jahren auf. Das waren 43 mehr als 2005. Knapp die Hälfte der Kinder wurde den Notdiensten von der Polizei übergeben.

Die meisten Kinder mussten wegen Vernachlässigung oder Verwahrlosung zumindest kurzzeitig aus ihren Familien genommen werden. Besonders betroffen waren Kinder aus den sozial schwächeren Innenstadtbezirken Neukölln, Mitte und Friedrichshain-Kreuzberg. „Ursache für eine Vernachlässigung ist oft eine Überforderungssituation in den betroffenen Familien: Arbeitslosigkeit, finanzielle Probleme, partnerschaftliche Konflikte, häusliche Gewalt …“, sagt Martina Hartwig. Die wenigsten Kinder kamen aus Steglitz-Zehlendorf. In den vergangenen Monaten waren in Berlin immer wieder Fälle grober Kindervernachlässigung bekannt geworden. Erst Ende Juni fand die Polizei sechs Kinder im Alter von 30 Monaten bis 14 Jahren, die in einer verdreckten Wohnung in Neukölln lebten. kf

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