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Berlin: Polizei stürmte Irakische Botschaft – mysteriöse Besetzer verschwunden

Angebliche Regierungsvertreter verließen das Gebäude, bevor die Beamten kamen

Am Donnerstag früh, um halb ein Uhr nachts, schreckten die Anwohner der früheren Irakischen Botschaft in der Riemeisterstraße durch einen gewaltigen Knall auf: Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei (SEK) hatte mit Rammböcken gleichzeitig alle Türen der Villa eingeschlagen. In dem Gebäude wurden bewaffnete Männer vermutet. Doch in der seit Monaten ungenutzten Botschaft fanden die Beamten lediglich Akten und Papiere, die nun ausgewertet werden.

Für den Einsatz, über den wir in einem Teil der gestrigen Auflage bereits berichteten, waren extreme Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden: Die Feuerwehr stellte zwölf Rettungswagen in der Nähe bereit, Feuerwehrchef Broemme war bis in die Nacht vor Ort. Gegen 1.30 Uhr war die erste Durchsuchung beendet, Einsatzleiter Andreas Knüppel sagte dem Tagesspiegel, dass 120 Polizisten im Einsatz gewesen seien, darunter sehr viele Spezialkräfte wie Sprengstoffspezialisten und Präzisionsschützen: „Wir konnten bewaffneten Widerstand nicht ausschließen“, zudem habe die weltpolitische Lage „zu dem großdimensionierten Einsatz“ geführt.

Begonnen hatte der mysteriöse Fall am Dienstag gegen 18.30 Uhr. Der Eigentümer hatte Licht in seiner Villa gesehen und sich gewundert. Er alarmierte die Polizei, die zog einen arabisch sprechenden Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes hinzu. Dieser sprach über die Gegensprechanlage von der Gartenpforte aus mit zwei Männern in dem Haus. Sie behaupteten, rechtmäßig im Haus zu sein, akkreditiert durch die neue irakische Regierung. Damit gaben sich Außenministerium und Polizei zunächst zufrieden.

Aus der irakischen Hauptstadt Bagdad erfuhr das Auswärtige Amt jedoch am Mittwoch, dass diese Personen nicht akkreditiert seien, und die deutschen Sicherheitsbehörden bekamen von Bagdad die Erlaubnis, die Zehlendorfer Villa, die den diplomatischen Gepflogenheiten gemäß kein deutsches Hoheitsgebiet ist, zu räumen.

Am Abend dann wurde der Einsatz in aller Heimlichkeit und in Stille vorbereitet. Doch die Männer aus der Botschaft waren verschwunden, als das SEK stürmte. Die Polizei hatte zuvor auf eine lückenlose Observation des Hauses verzichtet, und die mysteriösen Besetzer verließen das Gebäude unbemerkt.

Bis zum Irak-Krieg 2003 hatte das alte Regime in der Riemeisterstraße seine Botschaft und das Konsulat; die neue Regierung nutzte das gemietete Haus nicht mehr. Dennoch weht die irakische Fahne weiterhin vor der Villa, der schwarze Mercedes des Ex-Botschafters steht davor. Seit der ersten Besetzung im August 2002, damals überfielen bewaffnete Oppositionelle das Haus, um gegen das Saddam-Regime zu demonstrieren, hatte die Polizei das leere Haus massiv bewacht – bis zum 22. Februar diesen Jahres. Jetzt steht dort wieder ein Posten.

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