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Berlin: Polizeiabschnitt 65 in Treptow: Bierchen auf der Dienststelle?

Der Polizeiabschnitt 65 in Treptow war gespalten. Da soll es "Trinker und Nichttrinker im Dienst" gegeben haben.

Der Polizeiabschnitt 65 in Treptow war gespalten. Da soll es "Trinker und Nichttrinker im Dienst" gegeben haben. Und einen Vorgesetzten, der immer mal eine Bierdose zischen ließ und kritische Untergebene zum Schweigen über den verbotenen Alkoholgenuss in den Diensträumen verdonnerte. Dabei soll Polizeioberkommissar Hans-Ulrich K. seine Stellung ausgenutzt und Polizisten mit der Versetzung gedroht haben, sollten diese das Biertrinken auch während des Dienstes melden. Seit gestern wird der Fall vor dem Amtsgericht Tiergarten verhandelt.

Den Vorwurf der Nötigung im besonders schweren Fall aber bestritt der 44-jährige Oberkommissar vehement. "Blödsinn" sei das, sagte der Angeklagte. Er habe niemanden bedroht oder genötigt, erklärte K. und sprach von einer "Intrige". Das entgegen den Vorschriften in den Diensträumen Alkohol getrunken worden sei, treffe zwar zu. Es habe aber niemand Bedenken geäußert. "Wir haben nur darüber gesprochen, dass die Dosen weggeräumt werden müssen." Und es stimme auch, dass er sich nach Lokalbesuchen von Kollegen im Polizeiauto nach Hause fahren ließ. "Aber nur, wenn keine dienstliche Notwendigkeit dagegen sprach." Der Oberkommissar sprach im Prozess von einem "Reden hinter dem Rücken", das er in seinem damaligen Team nicht dulden wollte.

Dass er als damaliger Teamführer die Versetzung von zwei Polizisten aus seiner Gruppe empfahl, weil sie Kritik an seinem Alkoholkonsum äußerten, bestritt der heute als Kontaktbereichsbeamter in Friedrichshain eingesetzte Angeklagte. Aus seiner Sicht waren einige Kollegen damals auf ihn "extrem sauer", weil sie mit seiner Wahl seines Stellvertreters nicht einverstanden gewesen seien.

Mehr als ein Dutzend Zeugen sollen in dem Prozess bis Anfang August befragt werden. Als erster sagte ein 37-jähriger Beamter aus, der zum Lager der Kritiker von K. gehörte. "Ich habe in Trinker und Nichttrinker im Dienst unterschieden", meinte der Zeuge. Er habe aus Bemerkungen des damaligen Teamführers entnommen: "Wer Sachen nach außen trägt, der wird versetzt." Zwei andere Zeugen dagegen wollen nicht bemerkt haben, warum es im damaligen Team Spannungen gab. "Ich kann nicht klagen", sagte ein 32-jähriger Beamter.

Kerstin Gehrke

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