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In leuchtendem Pink warnte das Graffiti vor Taschendiebstahl.

© Berliner Polizei

Polizeiaktion gegen Taschendiebstahl in Berlin: Aus Graffiti-Warnungen wurden Farbkleckse

Mit Graffiti-Bildern auf dem Boden wollte die Polizei vor Diebstahl im Berliner Partykiez an der Warschauer Brücke warnen. Einen Monat später ist davon nicht mehr viel übrig.

Etwa einen Monat ist es her, dass der Berliner Polizeipräsident Klaus Kandt zu einer ungewöhnlichen Maßnahme gegen die organisierte Kriminalität griff: einer Spraydose. Mit der sprühte der Präsident höchstselbst vor anwesenden Journalisten neonfarbene Piktogramme auf die Warschauer Brücke, die Passanten vor Fahrrad- und Handtaschendieben warnen sollten. Als „eine zusätzliche Maßnahme zu vielen bereits existierenden“, sagte ein Polizeisprecher damals.

Fünf Wochen später ist davon nicht mehr viel übrig. Nur mit Mühe finden sich schemenhafte Farbreste auf der Brücke. Die Motive – ein Strichmännchen beim Diebstahl und ein abgeschlossenes Fahrrad – sind ebenso wenig erkennbar wie die Schriftzüge „Pickpockets!“ und „Angeschlossen?“. Enttäuscht ist man bei der Polizei aber nicht: „Uns war bewusst, dass die Zeichen nicht dauerhaft haltbar sind“, sagt ein Sprecher und verweist auf die Witterung und die vielen Fußgänger.

Einstellen will man die Kampagne nicht

Dabei hatte die Polizei in einer Presseerklärung geschrieben, man benutze extra Bau- und Forstmarkierer, um „ausreichende Haltbarkeit auch auf viel betretenen Böden und bei Nässe zu gewährleisten.“ Im Internet werden solche Produkte mit Haltbarkeit zwischen sechs Monaten und vier Jahren vertrieben. In der Abnutzung sieht der Sprecher aber dann sogar etwas Positives: „Die können wir jetzt flexibel auch an einer anderen Stelle anbringen.“ Einstellen wolle man die Kampagne jedenfalls nicht.

Einen Monat nach dem Aufsprühen sieht man kaum noch etwas von den Warnungen.
Einen Monat nach dem Aufsprühen sieht man kaum noch etwas von den Warnungen.

© Felix Hackenbruch

In Mitte, Pankow, Steglitz-Zehlendorf und Friedrichshain-Kreuzberg sprüht die Polizei an Brennpunkten für Taschen- und Fahrraddiebstahl. Bis Ende Februar 2017 läuft die Testphase. Bis dahin müssen die jeweiligen Polizeidirektionen wohl noch ein paar Mal zur Spraydose greifen. Sie sind für die Instandhaltung verantwortlich. Auch das habe Vorteile, findet der Polizeisprecher: „Wenn die Kollegen da Präsenz zeigen, ist das auch ein Stück Präventionsarbeit.“

Das die notwendig ist, zeigt auch ein Blick in die Polizeiliche Kriminalstatistik von 2015. Fast die Hälfte (47 Prozent) aller Straftaten sind mittlerweile Diebstähle. Erstmals gab es im letzten Jahr mehr Taschendiebstähle (40.000) als Ladendiebstähle (38.000). Das Delikt Taschendiebstahl stiegt damit um 26 Prozent. Besonders prekär: Die Aufklärungsquote beträgt magere 4,2 Prozent.

Um ein Zeichen gegen organisierte Taschendiebstahl-Banden zu setzen, hatten Bundespolizei, Zoll und Staatsanwaltschaft vor drei Wochen eine Razzia durchgeführt. Mit einem Großaufgebot von rund 230 Beamten waren Gebäude am Stuttgarter Platz in Charlottenburg durchsucht worden. Zeitgleich fand eine Razzia in Rumänien statt. Dort, in Berlin und an der deutsch-tschechischen Grenze konnten insgesamt neun Personen festgenommen werden.

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