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Polizeikontrolle: Berlin im Blitzlicht

Wer am Dienstag in der Stadt unterwegs ist, sollte nicht allzu energisch aufs Gaspedal drücken – die Stadt baut überall Radarfallen auf.

Wer am Dienstag mit dem Auto in eine Radarfalle fährt, darf sich wirklich nicht beschweren. Zwar will die Polizei an diesem Tag 24 Stunden lang gegen zu schnelle Autofahrer vorgehen. Aber sie kündigt die Kontrollen schon vorher an - Raser dürften also hiermit gewarnt sein.

„Blitzmarathon“ nennt sich die Aktion, bei der länderübergreifend in Berlin und Brandenburg auf den Tacho geschaut werden soll. Dabei handele es sich nicht „um eine verdeckte Operation“, wie ein Polizeisprecher sagt. „Wir wollen stattdessen die Autofahrer für das Thema Rasen sensibilisieren.“ Es dürfte eine Verkehrskontrolle der besonderen Art werden, bei der nicht nur der Tag, sondern sogar die einzelnen Standorte der Radargeräte bekannt gegeben werden. Details will die Polizei in den nächsten Tagen veröffentlichen.

In Berlin starben voriges Jahr 42 Menschen im Straßenverkehr, teilt die Polizei mit. Wegen „nicht angepasster Geschwindigkeit“ kam es zu knapp 3500 Unfällen. Damit liegt diese Zahl zwar weit hinter den 11 000 Unfällen, die jährlich durch Fehler beim Abbiegen entstehen. Andererseits haben die Unfälle wegen zu hoher Geschwindigkeit im letzten Jahr stark zugenommen – um fast 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Eine angekündigte Geschwindigkeitskontrolle in der ganzen Stadt ist für Berlin eine Neuigkeit – in Nordrhein-Westfalen längst keine Besonderheit mehr. Seit November 2011 greift man dort auf angekündigte Blitzereinsätze zurück. Damit reagiert das bevölkerungsreichste Bundesland auf die Tatsache, „dass sich jeder dritte Unfalltote auf überhöhte Geschwindigkeit zurückführen lässt“, wie ein Sprecher des Innenministeriums sagt. „Wir führen mehr Geschwindigkeitskontrollen durch als vorher. Gleichzeitig kündigen wir die Einsätze aber auch im Vorfeld an – und zwar bis auf die Straße genau, in der dann kontrolliert wird.“ Ob die verstärkten Tempokontrollen „das Allheilmittel gegen Unfalltote“ sind – darauf will man sich im Düsseldorfer Innenministerium nicht festlegen. Fest stünde jedoch, so der Ministeriumssprecher, dass die Zahl der Unfalltoten wegen zu schnellem Fahren im letzten Jahr stark gesunken sei. 159 Menschen starben letztes Jahr - 76 weniger als im Jahr zuvor.

Erfahrungen, von denen man auch in Berlin profitieren könnte? In der Senatsverwaltung für Inneres wird der Blitzmarathon als „sinnvoller Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit“ aufgenommen, wie ein Sprecher sagt. „Da die Maßnahmen vorher angekündigt werden, wird das Thema Rasen ganz bewusst ins Bewusstsein der Bevölkerung gerufen.“

Distanzierter beurteilt der ADAC das angekündigte Blitzen. „Überall in der Stadt einmalig verstärkt zu kontrollieren, dürfte wenig bringen“, sagt eine Sprecherin . Vielmehr müsse es darum gehen, regelmäßige Kontrollen durchzuführen. Im Mittelpunkt müssten dabei die bekannten Unfallschwerpunkte stehen und nicht irgendwelche Stellen der Stadt, an denen es kaum zu Unfällen käme, „ansonsten besteht die Gefahr der Abzocke“.

Den Negativrekord beim letzten „Blitzmarathon“ in Nordrhein-Westfalen hielt ein Autofahrer auf einer Autobahn bei Düsseldorf. Als er in die Radarfalle der Polizei fuhr, hatte er 176 Stundenkilometer auf dem Tacho. Erlaubt waren 60. Der Preis der Eile: 680 Euro Bußgeld, drei Monate Fahrverbot und vier Punkte in Flensburg. Damit war der Düsseldorfer allerdings immer noch etwas langsamer als der Berliner, der den Polizisten im letzten Jahr auf der A 100 Ecke Jakob-Kaiser-Platz auffiel: Mit 183 Stundenkilometern durch die Tempo-80-Zone. Tiemo Rink

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