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Berlin: Polizeipräsident will Erziehungsheime

Täter unter 14 Jahren sollen nicht weiter in die Kriminalität abrutschen. Glietsch schlägt deswegen vor, die Kinder in Einrichtungen unterzubringen

Mit neun Jahren wurde er das erste Mal beim Stehlen erwischt, mit 19 Jahren war Pascal W. mehr als 200 Mal straffällig geworden. Kriminelle Karrieren starten häufig im Kindesalter, doch Täter unter 14 Jahren sind laut geltendem Recht nicht strafmündig und können nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Damit sie nicht noch weiter in die Kriminalität abrutschen, hat Polizeipräsident Dieter Glietsch jetzt Erziehungsheime für Täter unter 14 Jahren vorgeschlagen, die mehrfach straffällig geworden sind. Eine solche Einrichtung gibt es im brandenburgischen Frostenwalde für jugendliche Straftäter über 14 Jahre.

Unterhalten wird diese Einrichtung vom diakonischen Träger EJF-Lazarus. „Für Kinder betreiben wir andere offene sozialpädagogische Einrichtungen“, sagte EJF-Lazarus-Vorstand Siegfried Dreusicke. Der Träger bietet dafür 60 Plätze auf drei Bauernhöfen in der Uckermark und eine Einrichtung in Thüringen an. Das Land Berlin arbeitet seit 1999 mit dem Träger zusammen. „Es sind aber nur Einzelfälle, die dort untergebracht werden“, sagte Bärbel Schubert, Sprecherin der Senatsjugendverwaltung. Zurzeit lebe nur ein Berliner Kind in einer Wohngruppe. Diese Zahl bestätigt Sigrid Jordan-Nimsch, EJF-Fachreferentin für Jugendhilfe nicht: „Wir betreuen zehn kriminelle Kinder unter 14 Jahren.“

Zurzeit sind 476 junge Serientäter in Berlin registriert, darunter fünf kriminelle Kinder. „17 weitere befinden sich auf dem Weg zu Mehrfachstraftätern“, sagte ein Polizeisprecher. Für die Jugendämter beginnt die Arbeit mit jungen Straftätern in der Familie. „Wir bieten neben der Familienhilfe Tagesgruppen und therapeutische Betreuung für delinquente Kinder an“, sagte Monika Herrmann, Jugendstadträtin in Friedrichshain-Kreuzberg. In Einzelfällen würden die Kinder in Pflegefamilien oder in sozialtherapeutischen Wohngruppen untergebracht. Für Herrmann wie auch ihre Neuköllner Amtskollegin Gabriele Vonnekold gilt der Grundsatz, dass die Kinder erst einmal nicht aus den Familien gerissen werden. Sollten Kinder unter 14 Jahren mehrfach mit Straftaten auffallen und die Eltern nicht mit den Behörden kooperieren, wollen die Justizminister aller Bundesländer künftig schneller eingreifen und den Eltern das Sorgerecht früher entziehen können. Ein Gesetzesentwurf soll im Bund bis Mitte 2008 verabschiedet werden. sib

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