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Berlin: Polizeistreife fährt 78-jährigen Passanten tot Geschwindigkeit des Funkwagens bisher unklar

Die beiden Polizisten im Streifenwagen sollten nachts zu einem Notfalleinsatz in die Rigaer Straße nach Friedrichshain. Doch sie erreichten ihr Ziel nicht.

Die beiden Polizisten im Streifenwagen sollten nachts zu einem Notfalleinsatz in die Rigaer Straße nach Friedrichshain. Doch sie erreichten ihr Ziel nicht. Die Blaulichtfahrt wurde zum Einsatz mit tödlichem Ausgang. Wo die Kinzigstraße in die Frankfurter Allee mündet, überfuhren sie am Sonntag um 1.50 Uhr einen 78-jährigen Fußgänger aus Kaulsdorf. Er hatte auf das Martinshorn nicht reagiert und war direkt vor den VW-Bus der Polizei gelaufen. Das Opfer wurde aufs Trottoir geschleudert und starb noch am Unfallort.

Der 27-jährige Polizeimeister am Steuer des Funkwagens und sein 29 Jahre alter Beifahrer vom Abschnitt 57 an der Friedenstraße kamen mit einem Schock ins Krankenhaus. Dort wurden sie von einem Notfallseelsorger betreut. Noch ist unklar, mit welcher Geschwindigkeit der Streifenwagen zur Rigaer Straße unterwegs war. Nach Angaben der Polizei hatte ein Anrufer von dort über den Notruf gemeldet, ein Mann schlage seine Frau. Der Notruf sollte sich später als blinder Alarm herausstellen.

Die Frage, warum der 78-jährige Mann das Martinshorn nicht gehört und das Blaulicht des Streifenwagens nicht gesehen hatte oder ob er vielleicht glaubte, er habe noch ausreichend Zeit, die Fahrbahn zu überqueren, konnte die Polizei bisher nicht beantworten. Eines scheint allerdings festzustehen: Der Mann war nicht betrunken.

Die Geschwindigkeit des Funkwagens und der Reaktion des Fahrers – ob der Polizeimeister gebremst und ein Ausweichmanöver versucht hat – müssen die weiteren Ermittlungen und vor allem die Auswertung des Unfall-Datenspeichers (UDS) ergeben. Diese Geräte wurden – Folge eines ebenfalls tödlichen Unfalls auf der Schloßbrücke in Mitte im Frühjahr 1993 – in alle Funkwagen eingebaut. Damals hatte ein Polizist wegen überhöhter Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Fahrzeug verloren und war in eine Fußgängergruppe gerast. Zwei Kinder wurden getötet und fünf Menschen verletzt.

Polizeiintern gelten Fahrten mit Blaulicht und Martinshorn als „Bungee Jumping für Streifenpolizisten“. Soll heißen: Der Jagdinstinkt verdrängt das Gefühl für verantwortungsvolles Fahren. Seit dem Schloßbrückenunfall müssen Streifenwagen im Einsatz an Ampelkreuzungen bei Rotlicht auch kurz halten. Diese Anweisung hätte den jüngsten Unfall nicht verhindert: An besagter Kreuzung steht keine Ampel.

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