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Berlin: Polizist knüppelte Besucherin des Myfests nieder

„Ausgestreckte Hand“ heißt das Polizeikonzept, das helfen soll, die Gewalt am 1. Mai nicht eskalieren zu lassen.

„Ausgestreckte Hand“ heißt das Polizeikonzept, das helfen soll, die Gewalt am 1. Mai nicht eskalieren zu lassen. Es hat sich in diesem Jahr erneut bewährt. Zwar sind die Knüppelorgien der Polizei aus den 90er Jahren vorbei, doch gibt es immer noch Fälle von Polizeigewalt gegen Unbeteiligte. Statt der ausgestreckten Hand spüren diese den Gummiknüppel – so wie gegen 23.45 Uhr in der Kreuzberger Oranienstraße in Höhe Heinrichplatz. Dort erlebte eine Tagesspiegel-Reporterin, wie ein Bereitschaftspolizist ihre Freundin grundlos niederknüppelte. Dabei wurde eine Rippe gebrochen.

Die beiden Frauen hatten zuvor das friedliche Myfest besucht und waren auf dem Heimweg in die Randale geraten. Da plötzlich Steine und Flaschen flogen, hatten sie sich in einen Hauseingang geflüchtet. Plötzlich sprühten Polizisten Tränengas und Pfefferspray. Die Tagesspiegel-Reporterin schaffte es mit Hilfe türkischer Hausbewohner noch rechtzeitig, ins Treppenhaus zu flüchten. Die Tür fiel zu. Ihre 30-jährige Freundin Almuth W. musste draußen bleiben und drehte sich zum Schutz vor dem Tränengas gegen die Hauswand. „Plötzlich löste sich ein behelmter Polizist aus seinem Trupp und schlug mir mit seinem Knüppel die Beine weg“, berichtet sie. Dann schlug er ihr zweimal auf die Rippen. Daneben stehende Zeugen schrien, er solle aufhören. Doch selbst als die Frau auf allen vieren in Richtung Hauseingang kroch, schlug der Beamte ihr ein drittes Mal auf die Rippen und lief davon. Die Kennzeichnung seiner Einheit konnte das Opfer wegen des Tränengases in den Augen nicht erkennen. Mit Hilfe der Anwohner wurde die Frau in den Hausflur gezogen. Behelmte Rettungssanitäter eilten sofort herbei. Um 0.15 Uhr rollten sie die Verletzte auf einer Trage, nunmehr unter Polizeischutz, zum Rettungswagen, der sie zum Urban-Krankenhaus fuhr.

Dort hatten die Ärzte in der Krawallnacht gut zu tun. „Allerdings sind es letztlich nur etwas mehr Verletzte als an sonstigen Tagen“, resümierte eine Kliniksprecherin gestern. Genauere Angaben konnte sie noch nicht machen.

Bei der Prügelattacke des Beamten geht die Polizei von einem Einzelfall aus. Eine Zahl von weiteren unbeteiligten Festbesuchern, die Opfer polizeilicher Gewalt wurden, konnte sie nicht nennen. Es sei wichtig, dass jeder Vorfall, bei dem Beamte sich falsch verhalten haben, angezeigt werde. „Nur so können wir unsere Ermittlungen aufnehmen“, sagte Polizeisprecher Bernhard Schodrowski.

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