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Berlin: Polizisten plünderten Portemonnaie

Drei Beamte teilten sich 215 Euro Jetzt droht ihnen die Entlassung

Auf dem Alexanderplatz gab es unheimlich viel zu tun. „Ganz gewaltiger Stress mit Hütchenspielern, Punks und Falschparkern“, sagt einer der drei Angeklagten. Und dann klopfte auch noch eine ältere Dame an die Scheibe ihres Funkwagens, um eine herrenlose Börse abzugeben. „Wir kümmern uns darum“, versicherte Peter B. der ehrlichen Findern. Wie es dann im Dezember letzten Jahres zu der heimlichen Bescherung nach Dienstschluss kam, ist den drei inzwischen vom Dienst suspendierten Polizisten leider entfallen.

„Wir haben die 215 Euro aufgeteilt“, gestand B. die dumme Sache mit der Fundsache, um die es gestern vor dem Amtsgericht Tiergarten ging. Aber er wusste nicht mehr, wer von den drei Kollegen die Idee tatsächlich hatte. „Der Stress – irgendwann schaltet man einfach ab“, sagte sein 45-jähriger Kollege Michael D. Und der 43-jährige Frank M. will wie in Trance zugelangt haben. „Beim Umziehen kam es irgendwann zum Austausch des Geldes. Ich habe es einfach genommen.“ Die nächste Frage des Richters lag auf der Hand: „Tauschen Sie öfter beim Umkleiden Geld aus?“ Da aber fühlten sich die drei Beamten in ihrer Ehre verletzt. „Natürlich nicht!“

Die Polizisten hatten nicht damit gerechnet, dass sich die Dame noch einmal nach der Tasche erkundigen würde. Doch der ehrlichen Finderin war es seltsam vorgekommen, dass die Beamten ihre Personalien nicht aufgenommen hatten. Als sich ein Vorgesetzter nach einer gefundenen Brieftasche erkundigte, schwiegen die drei Beamten. „Wir warten ab, ob man uns bei einer Gegenüberstellung erkennt“, sollen sie vereinbart haben. Die Erinnerung an diese Absprache aber ist leider verblasst. „Wir hatten nichts besprochen“, behaupteten die Angeklagten.

Seit elf Monaten sind die drei Polizisten bei gekürzten Bezügen vom Dienst suspendiert. Wegen gemeinschaftlichen Verwahrungsbruchs und Unterschlagung wurden sie zu Geldstrafen von jeweils 150 Tagessätzen verurteilt. Entsprechend ihres Einkommens ergaben sich für zwei von ihnen Strafen von jeweils 6750 Euro, für den Dritten 4500 Euro. Zudem droht ihnen jetzt nach Einschätzung eines der Verteidigers zu „99,99 Prozent“ die Entlassung. Der Anwalt: „Was sie gemacht haben, ist doch dümmer, als die Polizei erlaubt.“

Kerstin Gehrke

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