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Berlin: Polski Kompott aus der Giftküche

ist nicht mehr auf dem Markt Drogenberater beobachtet zunehmenden "Freebase"-KonsumVON TOBIAS ARBINGER BERLIN.Die Menge der von der Polizei in Berlin sichergestellten illegalen Drogen ist nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) 1997 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen.

ist nicht mehr auf dem Markt Drogenberater beobachtet zunehmenden "Freebase"-KonsumVON TOBIAS ARBINGER BERLIN.Die Menge der von der Polizei in Berlin sichergestellten illegalen Drogen ist nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) 1997 im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen.Zunehmend konsumiert werden nach Ansicht von Experten offenbar leistungssteigernde Mittel wie Ecstasy, Kokain und und Amphetamine - ein Trend, der sich seit Jahren abzeichnet."Crack" oder "Freebase" - aufgekochte Formen von Kokain, die in den USA stark verbreitet sind und extrem schnell süchtig machen - wurden im vergangenen Jahr nicht beschlagnahmt, sind jedoch im Umlauf.Zahlen über die beschlagnahmten Mengen will die Innenverwaltung übernächste Woche bekanntgeben.In der Stadt seien "alle illegalen Drogen verfügbar", sagte der Leiter des LKA-Rauschgiftreferats, Rüdiger Engler am Donnerstag.Nach Gewicht macht Cannabis den größten Teil der von der Polizei beschlagnahmten Drogenmenge aus, gefolgt von Heroin, Kokain und Amphetamin.Auch bei den "erstauffälligen Konsumenten", Menschen, die die Ermittler zum ersten Mal mit harten Drogen erwischen, wird immer öfter Ecstasy und Kokain gefunden, seltener Heroin."Polski Kompott", in polnischen Giftküchen aufgekochtes Mohnstroh, das vor einigen Jahren auch in Berlin auftauchte, spielt offenbar keine Rolle mehr.Dafür wird zunehmend Freebase geraucht, wie Hans-Peter Eckert vom Berliner Therapiezentrum für Opiat- und Kokainabhängige "Kokon" bestätigte.Mehr als ein Drittel der 250 Kokainabhängigen, die sich 1997 in der Kreuzberger Einrichtung haben beraten lassen, waren "Baser".Freebase, eine Art hausgemachtes Crack, ist eine besonders aggressive Droge.Abhängige begeben sich oft auf tagelang andauernde Trips.Die Beschaffung des Stoffes kostet sie monatlich oft mehrere Tausend Mark - so mancher Freebaser versetzt sein gesamtes Hab und Gut.Das Bild des im Vergleich zum Heroin-Junkie sozial stärker integrierten Kokainsüchtigen stimmt nicht mehr.Einen Zuwachs beim Mißbrauch von Aufputschmitteln und eine "Stagnation" bei Heroin beobachtet auch die Landesdrogenbeauftragte, Elfriede Koller.Die Art des gewünschten Drogenrauschs sei abhängig von Trends.In den 70ern war "Abtauchen", "sich ausklinken", eher Motiv, Drogen zu nehmen - Heroin gefragt.Heute entspreche "24 Stunden auf Achse sein" dem modernen Lebensgefühl, folglich wird mehr Ecstasy und Speed genommen.Die Entwicklung gehe jedoch immer stärker zum Mischkonsum, sagt Elfriede Koller.Die Abgrenzung von Drogenszenen, nach dem Motto: Langhaarige rauchen Joints, "Raver" - junge Anhänger der House- und Technoszene - schlucken Pillen, verwischen immer mehr.Eher treffe das Bild vom jugendlichen Drogenkonsumenten zu, der "auf dem U-Bahnhof steht, Bier trinkt und alles zu sich nimmt, was er bekommen kann", sagte die Drogenbeauftragte.Darüber, wieviele Menschen in Berlin illegale Drogen nehmen, gibt es keine genauen Zahlen.Bekannt ist nur, daß die Stadt 7000 bis 8000 Heroinabhängige hat.Cannabis ist die am weitesten verbreitete illegale Droge, "Kiffer gibt es in allen Schichten", sagt dazu Koller.Der Berliner Drogenmarkt ist nach Auskunft des LKA streng aufgeteilt, der Heroinverkauf zum Beispiel fest in der Hand von Türken und Kurden.Ecstasy werde hingegen überwiegend von Deutschen verteilt, so der LKA-Drogenfahnder Engler, Cannabis von Deutschen und Türken.Lesen Sie auch:

TOBIAS ARBINGER

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