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Porträt eines türkischstämmigen Unternehmers: "Geschenkt bekommt man nichts"

Schülerreporter Leon hat den türkischstämmigen Unternehmer Nihat Sorgec porträtiert. Der kam als Gastarbeiterkind nach Deutschland und schaffte den Aufstieg.

Vom Tellerwäscher zum Millionär – diesen Traum würden viele Menschen gerne verwirklichen. In Deutschland wird man allerdings in eine soziale Klasse hineingeboren, und nur wenige schaffen es, sich aus der unteren Schicht herauszuarbeiten. Nihat Sorgec, ein 52-jähriger türkischstämmiger Unternehmer, hat es aber doch geschafft.

Ich kenne Nihat schon seit meiner Geburt, weil er der Vater eines meiner besten Freunde ist. Er beeindruckt mich immer wieder durch seine souveräne Art sich auszudrücken und durch seine ganze Lebensgeschichte. Als Gastarbeiterkind kam er im Teenageralter nach Deutschland und arbeitete sich von ganz unten bis nach oben. Heute ist er Geschäftsführer des Bildungswerks Kreuzberg (BWK) und Vizepräsident der Deutsch-Türkischen Industrie- und Handelskammer. Er selbst sieht sich als Verbindungsperson zwischen Deutschland und der Türkei.

Nihat ist ein sehr eigenständiger und selbstsicherer Mensch. Neulich erst, als ich mit ihm und seinem Sohn meine Herbstferien in der Türkei verbrachte, führten wir ein langes Gespräch über die Zukunft. „Man muss sich alles im Leben hart erarbeiten. Geschenkt bekommt man garantiert nichts“, sagt Nihat immer wieder in seiner ruhigen Art. Vor allem als Gastarbeiterkind weiß er ganz genau, wovon er redet. Obwohl seine Eltern versuchten, ihn nach allen Kräften zu unterstützen, hatte er keinen leichten Stand in unserer Gesellschaft. Die deutsche Sprache brachte er sich selbst bei, indem er deutsche Kinderbücher las. Sein Ehrgeiz und der Wille, etwas im Leben zu erreichen, haben ihn zu dem gemacht, was heute ist: ein angesehener, erfolgreicher Unternehmer.

Ich mag Nihat sehr gerne, und er beeindruckt mich durch das, was er in seinem Leben erreicht hat, immer wieder. An ihm kann man sehen, dass es mit viel Willen und viel Arbeit auch in Deutschland möglich ist, sich nach oben durchzuarbeiten. Laut Nihat geht es bei den Problemen der sozialen Mobilität auch gar nicht hauptsächlich um Migranten. „Auch Deutschen wird der Aufstieg in unserer Gesellschaft unheimlich erschwert, es ist kaum möglich, von einem Arbeiterkind zu einem Akademiker heranzuwachsen.“ Er wünscht sich bessere Rahmenbedingungen und mehr Möglichkeiten für Migranten und Deutsche der unteren Schicht. An diesen Rahmenbedingungen müsse die deutsche Gesellschaft in Zukunft mehr arbeiten.

Leon Redlinger, 15 Jahre

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