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Porträtiert: Handelsmann Busch-Petersen

Etwas stolz ist der gewichtige Mann aus Pankow schon: Eben haben die beiden Einzelhandelsverbände aus Berlin und Brandenburg fusioniert und er ist der einzige Ostmann, der als Hauptgeschäftsführer einen „vereinigten Verband“ führt. Je tausend Mitglieder haben sich zusammengetan, mit insgesamt 18 Mitarbeitern in Berlin und den vier Brandenburger Außenstellen.

Etwas stolz ist der gewichtige Mann aus Pankow schon: Eben haben die beiden Einzelhandelsverbände aus Berlin und Brandenburg fusioniert und er ist der einzige Ostmann, der als Hauptgeschäftsführer einen „vereinigten Verband“ führt. Je tausend Mitglieder haben sich zusammengetan, mit insgesamt 18 Mitarbeitern in Berlin und den vier Brandenburger Außenstellen. Das ist für die Region und für die seit nunmehr 13 Jahren durch Umsatzverluste gebeutelte Branche ein gutes Signal und für Nils BuschPetersen ein weiterer Schritt auf einem ungewöhnlichen Weg. Mit „Blick auf die Ostsee“ ist er geboren und aufgewachsen, mit Jugendweihe und FDJ-Ämtern.

Sein Vater hatte als geachteter Kinderarzt Patienten „ganz oben“ in der Spitze, was ihm später zum Verhängnis werden sollte. Mit ihm war der nachgeborene kleine Sohn auch anderthalb Jahre im Nordjemen. Ein Kinderkrankenhaus war dort aufzubauen. An die Schule in Rostock – und ab 1975 in Berlin – erinnert er sich gerne, besonders an die Literatur. Besonders gerne gelesen hat er Wolfgang Borchert. Dem Regime stand er nicht ablehnend gegenüber, an Republik-Flucht hat die Familie nie gedacht. „Wer seine Patienten verlässt, ist ein Schuft“, sagte sein Vater.

Nach drei Jahren Wehrdienst in der Bereitschaftspolizei begann der Oberwachtmeisternun mit seinen Polizeidienst-Kenntnissen der Waffentechnik undderleichten Artillerie (aus dem Polizeidienst)gewappnet, das Jura-Studium an der Humboldt-Uni. Als sein Vater 1988 bei Honecker in Ungnade fiel, war er gerade im Examen. Mit Hilfe seines gut meinenden Professors legte er die letzte Prüfung im Eiltempo ab – und tauchte danach mehrere Monate als Praktikant des Babelsberger Instituts für internationale Beziehungen im konsularischen Dienst in der Sowjetunion ab.

Bittere Armut hat er im Vorural gesehen, aber auch den neuen Wind der Perestroika gefühlt. Zurück in Berlin wollte er das „Ancien Régime“ mit Demokratie verbinden. In der „Betrugswahl“ von 1989 wurde er Bezirksabgeordneter in Pankow und danach, als Sprecher des runden Tisches, wegen seines Organisationstalents und seines Durchsetzungsvermögens für 108 Tage Bezirksbürgermeister. Das „Pankower Modell“ stammte im Kern aus seiner Feder, eine gemeinsame Herrschaft des runden Tisches und der offiziell gewählten Vertreter.

Am 11. April 1990, erinnert sich Nils Busch-Petersen, hat er sich dann aus fünf Angeboten für den Aufbau des Ostberliner Einzelhandelsverbands entschieden, zunächst ohne Gehalt. Das hat er bis heute nicht bereut. Für den Berliner Einzelhandel sieht er vor allem große Chancen durch die Einkäufe der wachsenden Zahl der Berlin-Besucher. 2001 gaben die 1,7 Milliarden Euro in der Hauptstadt aus, 2004 schon 2,33 Milliarden. Von der Regierung fordert er nur eines: „Geben Sie uns Handlungsfreiheit!“

Mit Sohn und Tochter wohnen die Busch-Petersens in Pankow „in einer schlichten Platte“. Bewegung finden die vier regelmäßig und gemeinsam in ihrem neuen Hobby „Gesellschaftstanzen“. Das hält zusammen und mobil.

- Heik Afheldt war Herausgeber von „Handelsblatt“, „Wirtschaftswoche“ und dem Tagesspiegel

Nils Busch-Petersen (41), geboren in Warnemünde.
Der Jurist ist Hauptgeschäftsführer des frisch vereinten
Handelsverbandes von Berlin und Brandenburg (HBB).

Heik Afheldt

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