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Berlin: Positives Rauschen im KäsekästchenMit Macht gesucht: Das Gute an Deutschland

Es gibt Ereignisse, bei denen man ständig darauf wartet, dass ein kreischender Comedian auftaucht und die versteckte Kamera vorzeigt – und dabei sind sie doch ganz ernst gemeint. Wenn also der etwas in Vergessenheit geratene Aktionskünstler HA Schult demnächst eine fast vier Meter hohe Käseschachtel der Marke President vors Brandenburger Tor rollt, dann ist Lachen unangebracht.

Es gibt Ereignisse, bei denen man ständig darauf wartet, dass ein kreischender Comedian auftaucht und die versteckte Kamera vorzeigt – und dabei sind sie doch ganz ernst gemeint. Wenn also der etwas in Vergessenheit geratene Aktionskünstler HA Schult demnächst eine fast vier Meter hohe Käseschachtel der Marke President vors Brandenburger Tor rollt, dann ist Lachen unangebracht. Alles Käse in Deutschland? Im Gegenteil: Die etwas paradoxe Botschaft dieser Narretei nämlich heißt: „Es ist nicht alles Käse in Deutschland.“

Die französische Großkäserei Lactalis hat sich die Aktion ausgedacht und am Donnerstag im Museum für Kommunikation vorgestellt. Morten Feldhaus von Lactalis Deutschland verkündete treuherzig, dies solle keinesfalls als Marketing für die Käsemarke verstanden werden, sondern als Marketing für ganz Deutschland, denn „die Deutschen sind besser als sie jammern“. „Wir wollen damit ein positives Grundrauschen erzeugen“, ergänzte Gerhard Fischbach, der die Aktion PRmäßig betreut. Damit es hinreichend rauscht, werden jetzt in den Kaufland-Filialen und an anderen zentralen Orten Millionen von Karten verstreut, auf denen die Deutschen mitteilen sollen, was ihnen an ihrer Heimat gefällt. Der Schirmherr Walter Scheel wird ein Buch mit den gesammelten Äußerungen an seinen Nachfolger Horst Köhler überreichen.

Ein paar Vorgaben existieren bereits: Man könne in Deutschland frei seine Meinung äußern, anziehen, was man wolle und sich in jeden verlieben, es gebe überall einen Arzt und Wasser aus der Leitung. Schult, begleitet von seiner wie stets als Blumenladen kostümierten Muse Elke Koska, ist ausersehen, dieser eher unspektakulären Sammlung die Würze zu verleihen. Neben dem Brandenburger Tor hat er Schloss Neuschwanstein als Landepunkt seiner Käseschachtel ins Auge gefasst, außerdem die Wissower Klinken in Rügen. Dass die rechtzeitig vorher abgebrochen und ins Wasser gefallen sind, ließe sich als Fluchtreflex deuten. Schult lässt solche negativen Gedanken indessen nicht gelten: „Am Zustand der Kunst kann man den Zustand der Gesellschaft ablesen.“ Ja, dann... bm

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