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Hoch und eng sollte das Viertel um die Anschutz-Arena nach den alten Plänen werden. Nun kommt einiges mehrere Nummern kleiner.

© promo

Post verzichtet: Mediaspree schrumpft um drei Hochhäuser

Die Mediaspree zwischen Bahntrasse und Fluss entlang der Mühlenstraße fällt eine Nummer kleiner aus als bisher geplant: Die Post verzichtet nach Verhandlungen mit dem Bezirk auf den Bau von Hochhäusern – und auf Schadenersatz.

Es waren lange und harte Verhandlungen, die Franz Schulz, der Bürgermeister von Friedrichshain-Kreuzberg, hinter sich hat. Nun ist der Grünen-Politiker zufrieden: Die Mediaspree zwischen Bahntrasse und Fluss entlang der Mühlenstraße bekommt ein neues Gesicht „mit menschlichen Dimensionen“, wie Schulz sagt. Der Bezirk hat die Post von den umstrittenen Hochhausplänen in der Nähe des ehemaligen Postbahnhofs abgebracht, sie verzichtet dort auf den Bau hoher Türme und plant nun kleiner. „Und alles ohne Schadenersatz“, freut sich Schulz. Nun könne die Baugenehmigung kommen.

Fast 120 Meter sollte der höchste Turm auf dem Postgelände gen Himmel ragen; ergänzt durch zwei kleinere Bauten, die maximal 96 Meter erreichen sollten. Richtig begründet worden seien diese Pläne nie, sagt Schulz heute. Entstanden waren die hochfliegenden Pläne vor rund 15 Jahren im Zusammenhang mit dem Bau der Anschutz-Arena. Damals war Schulz noch nicht für Friedrichshain zuständig, sondern Bürgermeister in Kreuzberg auf der anderen Uferseite.

Nun sollen die Gebäude maximal noch 47 Meter hoch werden. Damit gebe es einen baulichen Anschluss ans Umfeld, in dem bisher der Ostbahnhof und der ehemalige Postbahnhof dominieren, der denkmalgeschützt ist. Die neuen Pläne schafften nun ein Entrée zu dem historischen Bau, da es jetzt mehr Freiflächen gebe, sagt Schulz. Die Bebauung reduziere sich um etwa 20 Prozent. Auch der Platz vor dem Ostbahnhof sei wieder „erkennbar“.

Schulz ist zuversichtlich, dass hier bald die Bauarbeiter anrücken. Für Gebäude dieser Größe gebe es eine Nachfrage. Interesse habe bereits die Karl-Liebknecht-Stiftung gezeigt, die es seiner Ansicht nach schwer gehabt hätte, sich dort niederzulassen, wären die alten – und umstrittenen – Pläne verwirklicht worden. Auch ein mittleres Hotel sei möglich. Die Post zieht sich auch als Bauherr etwas zurück und hat bereits einen Teil ihres Areals verkauft, darunter den ehemaligen Postbahnhof von 1842. Seit Jahren wird er für Veranstaltungen genutzt – und dabei soll es bleiben. Zu den Investoren gehört ein Teil der Nutzer. Im Gebäude befindet sich unter anderem der Fritzclub. Auf einer weiteren verkauften Fläche sollen Wohnungen entstehen.

Mit dem Bau könnte dieses Jahr begonnen werden, zeigt sich Schulz optimistisch. Bisher ist auf dem riesigen Gelände noch nicht viel entstanden. Die Großarena wurde im Sommer 2008 eröffnet und ist umgeben von Parkplätzen. In der Nachbarschaft entsteht derzeit das neue Vertriebszentrum von Mercedes. Auch für die Fläche an der Warschauer Straße könnten in diesem Jahr Taten folgen. Dort soll ein Einkaufszentrum entstehen – mit etwa 120 Geschäften, verteilt auf drei Stockwerke und mit einem direkten Zugang zur Warschauer Straße.

Auch wenn Einzelhändler vor allem entlang der Warschauer Straße befürchten, dass ein Center auf dem Anschutz-Areal ihren Umsatz schmälern wird, kann das Einkaufszentrum nicht verhindert werden. Der Senat hat der Anschutz-Gruppe, die die Arena gebaut hat, 2004 in einem städtebaulichen Vertrag gestattet, auch insgesamt 27 000 Quadratmeter Ladenfläche zu schaffen. Die Investoren seien deutlich bemüht, eine städtebaulich akzeptable Lösung zu finden, lobt Schulz auch hier. Er erwartet, dass der Bauantrag in diesem Jahr eingereicht wird. So wächst das Viertel nun doch wohl Stück für Stück. Nur das einst geplante Riesenrad wird sich hier nie drehen. Das steht fest.

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