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Erst einer, dann zwei, dann viele Briefe vom Bezirksamt hatten die Familien aus Mitte, Reinickendorf und Lichtenberg in letzter Zeit in ihrem Briefkasten.

© dpa

Post vom Amt: Computerpanne löst Briefflut in drei Bezirken aus

Familien in drei Berliner Bezirken haben wegen eines Softwarefehlers amtliche Briefe teilweise in 35-facher Ausführung erhalten. Wie hoch der finanzielle Schaden ist, bleibt unklar. Sind auch Sie von der Panne betroffen? Berichten Sie uns von Ihren Erfahrungen.

Wegen einer Computerpanne sind Eltern von Erstklässlern von einer Flut identischer Informationsbriefe überrollt worden. Absender der Briefe sind die Bezirke. Sie fordern die Haushalte darin auf, den Betreuungsbedarf ihrer Kinder anzumelden. Berlinweit sollten rund 27 000 Haushalte angeschrieben werden. Doch in Mitte erhielten etliche Eltern denselben Brief 30 Mal und mehr. Auch Lichtenberg-Hohenschönhausen und Reinickendorf waren von dem „Virus“ befallen.

Betroffen von dem Verwaltungs-Spam ist beispielsweise eine 46-jährige Mutter aus Mitte. „Als wir denselben Brief ein zweites Mal erhielten, dachten wir an ein Versehen“, sagt sie. Doch am dritten Tag lag gleich ein ganzer Schwung 25 weiterer identischer Schreiben im Briefkasten. Am vierten Tag ebbte die Welle ab: nur noch drei Couverts mit dem Stempel des Bezirksamtes lagen im Kasten. Seither trudeln vereinzelt weitere identische Briefe ein. „Der vorerst letzte kam vor ein paar Tagen an“, sagt die Mutter. Amüsiert. Aber auch nachdenklich: „Was das kostet!“

Es ist das erste Mal, dass der den Senat zentral für alle Bezirke den Hort-Bedarf abfragt. Zuvor hatten die Bezirke die drei Bögen mit Informationen und Fragenkatalog verteilt, häufig über die Schulen bei der Einschulung der Kinder. In diesem Jahr hatten die Bezirke die Anschreiben vom „zentralen IT Dienstleistungszentrum“ verschicken lassen.

„Aus unserem Hause gibt es dazu nichts zu sagen“, hieß es bei der Senatsverwaltung für Inneres. Das zentrale IT Dienstleistungszentrum der Innenverwaltung erklärte die Panne mit einem „ Softwarefehler im Kita-Fachverfahren“. Der Fehler habe die Mehrfachversendungen verursacht, so Vorstandsstellvertreter Hans-Joachim Baatz. Wie viele überflüssige Briefe herausgeschickt wurden, sei nicht bekannt.

Es könnten gut und gerne 67 000 Euro Steuergelder verschwendet worden sein. Dieser Betrag ergibt sich jedenfalls bei der grob überschlägigen Berechnung von einem Euro Porto- und Papierkosten für 67000 überflüssige Briefe: Falls tatsächlich jeder Haushalt der rund 6700 Erstklässler in den drei Bezirken mit jeweils zehn zusätzlichen Sendungen behelligt worden sein sollten. Das ist eine theoretische Berechnung des Schadens, praktisch können Senat und Bezirk den Umfang des Spam-Schadens derzeit nicht beziffern. Und beim IT-Dienstleistungszentrum heißt es sogar, dass sich die „Zahl, der zusätzlich gedruckten Aufträge leider (überhaupt) nicht ermitteln lässt, da die Druckaufträge der Senatsverwaltung nicht getrennt abgerechnet werden“.

Im Bezirksamt Lichtenberg sagt ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden will, dass „jeder Haushalt mindestens drei und höchstens zehn Mal denselben Brief erhalten hat“. Rund 1400 Erstklässler gibt es in dem Bezirk. Der Jugendstadtrat von Reinickendorf Andreas Höhne dagegen sagt: „Mir ist nicht bekannt, dass Haushalte in unserem Bezirk die Briefe mehrfach erhalten haben.“ Es sei eine „ärgerliche Sache“, die nicht passieren sollte.

Die Senatsschulverwaltung bezweifelt, dass alle Berliner Eltern Opfer der Behörden-Briefwelle wurden: „Davon hätten wir gehört“, sagt Sprecherin Beathe Stoffers. Andererseits hatte das Bezirksamt Mitte die betroffene Mutter wissen lassen, dass sie nicht die einzige Leidtragende sei und andere sogar 35 identische Briefe erhalten hätten. So gesehen, sei sie noch glimpflich davongekommen. Das bestätigten Mitarbeiter der Abteilung Jugend, Schule und Sport des Bezirksamtes Mitte auf Anfrage.

Sind auch Sie von der Panne betroffen? Berichten Sie uns von Ihren Erfahrungen, indem Sie einen Kommentar unter diesen Artikel schreiben oder uns eine Mail schicken: berlin@tagesspiegel.de

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