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Potsdam: Ehemaliges KGB-Gefängnis wird Gedenkstätte

Rund 13 Jahre nach der Rückgabe durch das sowjetische Militär wird das Gebäude des ehemaligen KGB-Gefängnisses in Potsdam als Gedenk- und Begegnungsstätte ausgebaut. Die Bauarbeiten sollen im nächsten Frühjahr beendet sein.

Potsdam - Das Gebäude solle in seiner ursprünglichen Form bestehen bleiben und "nicht schön saniert" werden, sagte der Vorsitzende des Evangelisch-Kirchlichen Hilfsvereins, Pfarrer Reinhart Lange, beim ersten Spatenstich. Auf dem Gelände soll bis Frühjahr 2008 unter anderem ein Informationszentrum entstehen.

Das Gebäude am Rande des Neuen Gartens war im August 1945 von der sowjetischen Besatzungsmacht konfisziert, umgebaut und mehrere Jahre als Gefängnis ihrer Spionageabwehr genutzt worden. Mitte August 1994 wurde es an den Eigentümer, den Evangelisch-Kirchlichen Hilfsverein, zurückgegeben.

Einzig erhalten gebliebenes Gefängnis

Nach Angaben von Gisela Kurze von Memorial Deutschland e.V. ist das ehemalige KGB-Gefängnis in Potsdam die einzig erhalten gebliebene Einrichtung dieser Art in Mittelosteuropa. Eine genaue Zahl, wie viele Menschen dort gefangen gehalten wurden, gebe es nicht. Amnesty International und Memorial Deutschland e.V. haben bisher rund 80 Opfer ausfindig gemacht und befragt. Der Leiter der Stasi-Gedenkstätte Höhenschönhausen, Hubertus Knabe, verwies darauf, dass dies eine Aufgabe sei, "die zeitlich begrenzt möglich ist". Laut Kurze ist das jüngste ehemalige Opfer 72 Jahre alt.

In dem ehemaligen KGB-Gefängnis sind noch die Pritschen, eine so genannte Stehzelle und ein Wiederbelegungsraum zu sehen. "Die Stehzelle ist ein 90 mal 90 Zentimeter großer Raum, in den Gefangene zur Bestrafung in Isolationshaft gesperrt wurden", sagte Kurze. In dem Wiederbelebungsraum wurden den Angaben zufolge Menschen nach Verhören mit kaltem Wasser und auch Schlägen wieder zu Bewusstsein gebracht.

Spuren von Häftlingen sollen erhalten bleiben

Das Gebäude solle "in seiner Zerbrechlichkeit" erhalten bleiben, sagte Architekt Wolfgang Brune, der bei einer Ausschreibung den Zuschlag für die Sanierung erhalten hatte. In dem Haus seien noch viele Spuren von Häftlinge wie Inschriften zu finden, die noch nicht erforscht seien. Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) betonte, dass das Gebäude nach der Sanierung "das eigentliche Exponat der künftigen Dauerausstellung sein" werde.

Die Kosten für Sanierung und Ausbau des Gebäudes belaufen sich auf rund 2,3 Millionen Euro. Die Mittel stellen Bund, Land und EU sowie private Förderer bereit. Die Bauarbeiten sollen am 3. Juli beginnen. Nach der Fertigstellung im Frühjahr 2008 wird die Gedenk- und Begegnungsstätte ganzjährig geöffnet sein. Bisher konnte sie in den Sommermonaten am Wochenende besucht werden. (tso/ddp)

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