zum Hauptinhalt

Potsdam: Geld für Garnisonkirche

Zwei Millionen Euro sollen aus dem SED-Vermögen für den Wiederaufbau des Potsdamer Gotteshauses fließen.

Potsdam - Der Beginn des Wiederaufbaus der Potsdamer Garnisonkirche rückt näher: Die 2008 gegründete Stiftung Garnisonkirche soll zwei Millionen Euro aus Mitteln der Parteien und Massenorganisationen der DDR bekommen. Das teilte Kulturministerin Martina Münch (SPD) gestern mit. Wie Münch an den Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung, Bischof a.D. Wolfgang Huber, mitteilte, sei der Wiederaufbau der Barockkirche „ein Vorhaben, das über Potsdam hinaus große Aufmerksamkeit findet“.

„Das ist die von uns erhoffte Initialzündung für den Wiederaufbau der Kirche“, sagte Bischof Huber. „Wir freuen uns ganz außerordentlich.“ Huber bezeichnete die Millionenzuwendung aus Mitteln des DDR-Parteiensystems auch als „Beitrag zur Wiederherstellung von Gerechtigkeit“. Schließlich sei die Sprengung der Kirchenruine im Juni 1968 „ein Akt von SED-Unrecht gewesen“.

Die 1679 bis 1748 von Philipp Gerlach erbaute, einst stadtbildprägende Kirche war 1945 ausgebrannt und zu DDR-Zeiten 1968 auf Anordnung der SED-Führung gesprengt worden. Der Kirchenbau galt der DDR-Spitze als Symbol der Preußenherrschaft. Dabei ist die Geschichte der Kirche wechselhaft. Am 21. März 1933 fand in der Kirche mit dem Handschlag von Hilter und Hindenburg der symbolträchtige Zusammenschluss zwischen Nationalsozialismus und Preußentum statt. Münch sprach gestern von einem „Missbrauch der Barockkirche für die Legitimation des Hitlerregimes“. Zugleich sei die Kirche auch der „geistliche Mittelpunkt“ für das Infanterieregiment 9, aus dem viele Mitglieder des Widerstands gegen Hitler hervorgingen, gewesen.

Ziel der Stiftung ist es, die Garnisonkirche als offene Stadtkirche und Symbolkirche für Versöhnung wiederaufzubauen. Bis zum 31. Oktober 2017 – dem 50. Jahrestag des Abrissbeschlusses – soll in der Breiten Straße zunächst der Turm der Kirche gebaut werden. Dieser werde mindestens 25 Millionen Euro kosten. Bislang hatte sich jedoch die Spendenbereitschaft sehr in Grenzen gehalten. Kuratorium und Vorstand der Stiftung sowie die Fördergesellschaft zeigten sich dankbar für die Entscheidung der Kulturministeriums. Der Abriss des Gotteshauses durch das SED-Regime habe nicht nur Potsdam, sondern Deutschland einer seiner schönsten barocken Kirchen aus der Zeit Preußens beraubt. Verwaltungsvorstand Peter Leinemann zeigte sich optimistisch, dass nach dem Millionenbescheid die Spendenbereitschaft wächst. Leinemann sagte, mit dem Bau des Turms solle begonnen werden, wenn etwa fünf Millionen Euro zusammengekommen seien. Die jetzt bereitgestellten zwei Millionen Euro müssen laut Vorgabe bis Ende 2011 investiert sein, können aber auch für Planungsarbeiten ausgegeben werden. erb

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false