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Potsdamer Platz: Gasprom will nicht in den Bahntower

Russischer Energieriese nennt Umzugsgerüchte an Potsdamer Platz „abstrus“

Der russische Energiekonzern Gasprom Germania wird trotz eines rasanten Personalaufbaus vorerst keinen neuen Standort in Berlin beziehen. Dies sagte Sprecher Burkhard Woelki auf Anfrage: „Gerhard Schröder wird auch nicht den Schreibtisch von Hartmut Mehdorn am Potsdamer Platz übernehmen“, sagte er. Gerüchte, wonach Gasprom nach dem Auszug der Bahn deren Tower am Sony-Center übernehmen könnte, nannte Woelki die „Erfindung eines geschäftstüchtigen Maklers“.

Die Mitarbeiter der Gasprom Germania haben bisher Quartier in der Markgrafenstraße in Mitte bezogen. In Berlin befindet sich die Niederlassung Deutschlands und Westeuropas des staatlichen Energieriesen. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Mitarbeiter von 90 auf 120. Diese sind bisher auf drei Immobilien in der Markgrafenstraße verteilt. „Wenn man weiter ein solches Wachstum unterstellt, dann wird es mittelfristig Überlegungen geben, welcher Standort geeignet sein könnte“, sagte Woelki. Spekulationen über eine Umzug in den Bahntower nannte er jedoch „völlig abstrus“.

Bereits vor einigen Wochen hieß es, Gasprom ziehe an den Pariser Platz. Dies wurde aber sowohl von Immobilieneigentümern als auch von dem Konzern dementiert. Aus Branchenkreisen ist zu hören, dass der Konzern wohl eher am Erwerb eines Baugrundstücks interessiert sein könnte, um dort ein Gebäude zu errichten, das auf die Bedürfnisse des Energiemultis zugeschnitten wäre. Gasprom-Sprecher Woelki schloss dies nicht aus. Gegenwärtig seien aber allenfalls „Vorsondierungen“ im Gange, und auch ein Verbleib von Gasprom an der Markgrafenstraße sei nicht ausgeschlossen.

Gasprom Germania koordiniert von Berlin aus die Beschaffung von Erdgas in Russland, Kasachstan und Usbekistan sowie den Verkauf des Energieträgers in Deutschland und den europäischen Nachbarländern. Der staatliche Konzern ist zu 50 Prozent beteiligt an dem deutschen Unternehmen „Wingas“, der das Gas an Endkunden weiterverkauft. Außerdem hält die Firma Beteiligungen an deutschen Erdgasspeichern. Geplant ist ferner der Bau eines Gasspeichers im Mecklenburg-Vorpommerschen Ort Hinrichshagen. Hier liefen die „Vorprüfungen“, ob der Standort dafür geeignet sei.

Altbundeskanzler Gerhard Schröder zählt zu den prominentesten Vertretern des russischen Konzerns: Er ist als Aufsichtsrat der Gasprom Tochter Nordstream mit Sitz im Schweizer Niedrigsteuerkanton Zug tätig. Weil die Nähe zu den politischen Entscheidungsträgern im Berliner Regierungsviertel für den deutschen Cheflobbyisten des Konzerns von großer Bedeutung ist, war zuletzt über einen Umzug an den Pariser Platz 6a spekuliert worden. Ralf Schönball

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