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Potsdamer Platz Arkaden

© Kitty Kleist-Heinrich

Potsdamer Platz: Zehn Jahre Arkaden

Das Shopping Center am Potsdamer Platz feiert sein Jubiläum. Anfangs war es noch eine Ausnahme. Nun hat es durch das Alexa und den Hauptbahnhof in der Innenstadt Konkurrenz bekommen.

„Wo halten sich Touristen eigentlich auf?“, fragt Mittes Bezirksbürgermeister Christian Hanke (SPD) am Montag in den Potsdamer-Platz-Arkaden. Er steht auf einer Bühne und weiß gleich die stolze Antwort: „Im Großen und Ganzen bewegen sie sich aus Mitte nicht heraus“. Sie bewegen sich vor allem gern in den Arkaden, die seit gestern eine Woche lang ihr zehnjähriges Bestehen feiern. Gut die Hälfte der Kundschaft, in Spitzenzeiten sind das 80 000 Besucher am Tag, kommen von auswärts. Die Arkaden bewerten den Touristenboom als „Standortvorteil“ gegenüber der Konkurrenz.

Dass die andere Hälfte Einheimische sind und den „Platz angenommen haben“, macht Centermanager Thomas Sänger froh. Er und Bezirksbürgermeister Hanke erinnern daran, dass vor zehn Jahren die vom Bauherrn Daimler gewünschte Ansiedlung am neuen Potsdamer Platz ein Wagnis gewesen war, ein Risiko, dass viele Skeptiker für eine dreistöckige Ladenstraße in einem noch völlig unberührten Viertel nicht die Hand ins Feuer gelegt hätten. Für die Leere mitten in der Stadt seien eine Vision und viel Phantasie nötig gewesen. Das Ergebnis sei eine verblüffende Erfolgsgeschichte, ein Berliner Markenzeichen, Hanke spricht von „Visitenkarte der Stadt“.

Auch der neue Eigentümer des Geländes, die SEB-Bank, stehe hinter dem Shopping-Center, das „in eine wunderbare Architektur eingebettet“ sei, betont der Centermanager. Er lobt die „unkomplizierte Art, uns machen zu lassen“. Voraussichtlich bis Mitte Oktober wird umgestaltet und umgebaut, von den 130 Geschäften erhalten zwölf neue Mieter, darunter Puma und Tommy Hilfiger. Eddy Bauer, Ulla Popken und Fischer-Mode gehören zu denen, die hier aus der Mode gekommen sind und das Feld räumen. Gleich am Eingang, fast direkt neben dem alten Haus Huth, bietet das Taschengeschäft Bree gleich seine komplette Ladeneinrichtung zum Verkauf an. Bald soll hier Butter Lindner einziehen.

Bei der Qualität werde aufgesattelt, meint das Management des Shoppingbetreibers ECE, was aber mit den weichenden Mietern nichts zu tun habe. Aber Zehnjahresverträge seien abgelaufen, die Miete hätte erhöht werden müssen. Die bewährte Nutzungsmischung von Läden und Gastronome bleibe, das Haus werde für die Zukunft „fit“ gemacht. Die Arkaden sehen sich einem verschärften Konkurrenzkampf gegenüber, seit das Einkaufszentrum Alexa am Alexanderplatz geöffnet hat oder auch der Hauptbahnhof mit seinen Geschäften die Kunden lockt. Zu den Hauptkonkurrenten will sich Sänger nicht äußern, sagt nur: „Wir haben viele Wettbewerber bekommen und schauen genau auf jeden.“

Die Arkaden waren in vieler Hinsicht Vorreiter: Hier gab es erstmals Diskussionen um den Einsatz Schwarzer Sheriffs, die das Areal rund um die Uhr im Auge behielten. Denn das Center blieb auch öffentlich zugänglich, wenn die Geschäfte geschlossen hatten. Auch stand die Ladenstraße nicht isoliert in der Landschaft, sondern gehörte zu einem neuen Wohn- und Büroquartier. Die Zufahrten ringsum, auch ein Novum für Berlin, waren kein öffentliches Straßenland mehr, sondern Privatgelände. Die Arkaden bedeuteten auch für den Handelsverband ein Neuland, eine gewünschte Umorientierung. Bis dahin siedelten sich, abgesehen vom kurz zuvor eröffneten Gesundbrunnen-Center, neue große Einkaufszentren vor allem in Stadtrandlage an, auf der vielzitierten Grünen Wiese. So entzogen sie der Innenstadt Kaufkraft.

Der Wettbewerb unter den Centern zwingt die Betreiber nach Ansicht von Klaus Fischer vom Handelsverband dazu, ihren Häusern ein eigenes Gesicht und eigenen Stil zu geben, wie etwa „Das Schloss“ in Steglitz oder das Alexa. Das Problem sei nur, dass die Kaufkraft mit den wachsenden Verkaufsflächen nicht Schritt halte, heißt es beim Handelsverband. Inzwischen gibt es im Stadtgebiet nach Angaben der Industrie- und Handelskammer 57 Einkaufszentren, die mehr als 5000 Quadratmeter Fläche haben, Berlin ist damit im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten geradezu verwöhnt, dazu kommen im näheren Umland 15 weitere Center. Hamburg hat 41 davon, Köln acht, Frankfurt immerhin noch sieben, aber München nur drei.

Mit rund 40 000 Quadratmetern Verkaufsfläche sind die Potsdamer-Platz-Arkaden nach den Gropiuspassagen das zweitgrößte Einkaufszentrum der Stadt, auch der Urahn der Einkaufszentren, das Europa-Center, ist mit 34 000 Quadratmetern noch eines der Größten.

Die Arkaden feiern ihr Jubiläum – dazu gehören eine Otto-Dix-Ausstellung, Live-Musik, Modenschauen und 5000-Euro-Verlosungen – mit leichtem Vorsprung vor dem gesamten Daimler-Projekt Potsdamer Platz, das im Oktober vor zehn Jahren offiziell eröffnet wurde. Kritiker, die damals meinten, das Areal werde als künstliche Insel zwischen dem Ost- und dem Westteil veröden, wurden eines Besseren belehrt. Das mag auch an Touristen liegen, die aus Mitte nicht herauskommen.

Für den neuen Potsdamer Platz wurde 1993 der erste Spatenstich, 1994 die Grundsteinlegung gefeiert. Der Regierende Bürgermeister Eberhard Diepgen und Daimler-Vorstand Edzard Reuter waren dabei. Am 2. Oktober 1998 wurde das gesamte Areal mit Wohnungen, Büros, Hotel und Theater eröffnet. Das Herzstück sind die von Renzo Piano entworfenen Arkaden.Tsp

Christian van Lessen

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