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Sonnenblumen, Wolkenberge. Eine Luftmassengrenze liegt mitten über Deutschland. Entsprechend groß ist das Unwetterpotenzial in Berlin und Brandenburg. Foto: dpa/Patrick Pleul

© dpa

Berlin: Potz Blitz: Die Bahn wettert

Nach den Gewittern am Dienstag gab es massive Ausfälle und viel Arbeit für die Feuerwehr. Heute wird es schwül – mit neuem Getöse.

Die amtliche Unwetterwarnung samt „KatWarn“-Alarm für registrierte Handybesitzer kam gegen 21.40 Uhr – und wenige Minuten später fegten auch schon die ersten Sturmböen über die Stadt. Massenhaft Blitze und Donner sowie heftiger Regen folgten. Um 22.05 Uhr rief die Berliner Feuerwehr den Ausnahmezustand aus. „Wir haben voll zu tun mit Wasser und umgestürzten Bäumen“, hieß es. Immerhin gab es weder Orkan noch Hagel. Doch als gegen 23 Uhr das Gröbste überstanden war, zählte die Feuerwehr schon mehr als 150 Einsätze: „Das zieht sich quer durch die ganze Stadt“, hieß es im Lagezentrum. Umgestürzte Bäume hätten auch mehrere Oberleitungen von Bahnen heruntergerissen.

Nach schweren Unwettern hatte die Bahn schon am Dienstagnachmittag in Brandenburg mehrere Strecken gesperrt, darunter die ICE-Verbindung nach Hamburg. Umstürzende Bäume hatten die Oberleitung zwischen Nauen und Paulinenaue westlich Berlins zerstört. Die Sperrung wurde am späten Abend wieder aufgehoben. Die Fernzüge zwischen Berlin und Hamburg hatten teilweise mehr als zwei Stunden Verspätung, da sie über Magdeburg umgeleitet wurden. Die sonst benutzte und etwas günstigere Umleitung über die sogenannte Amerikabahn (Stendal–Uelzen) ist wegen der Hochwasserschäden an der Elbbrücke nicht möglich. Statt der Regionalzüge setzte die Bahn hinter Nauen Busse ein. Mehrere Tausend Reisende waren betroffen – vor allem die Fahrgäste, die in den Zügen saßen, die bereits auf der Strecke unterwegs waren. Hier dauerte die Fahrt bis zu dreieinhalb Stunden länger.

Wegen des Unwetters wurden am Nachmittag auch die Strecken Oranienburg–Löwenberg und Neustrelitz–Waren/Müritz gesperrt und durch Busse ersetzt. Zusätzlich erschwert wurde der Bahnverkehr durch die Sperrung zwischen Prenzlau und Angermünde. Wie berichtet, wurde dort am Dienstag eine Weltkriegsbombe entschärft.

Die ersten Unwetter am frühen Nachmittag waren nordwestlich der Stadt vorbeigezogen. Im Laufe des Nachmittags bildeten sich dann südöstlich neue Gewitterzellen, die in Richtung Polen abzogen.   Wegen der frühzeitigen Warnungen bereitete sich die Feuerwehr schon tagsüber auf den Ernstfall am Abend vor. So sollten bei Beginn des Gewitters sogenannte Erkunder auf Hauptstraßen geschickt werden, um Schäden zu priorisieren. Erst in der Nacht zu Montag hatte es Unwetter gegeben, dabei liefen in Berlin ein U-Bahnhof, eine Tiefgarage und mehrere Keller voll Wasser. In Lübbenau im Spreewald wurden 21 Kinder nach einem Blitzeinschlag auf einem Campingplatz vorsichtshalber in ein Krankenhaus gebracht, sie wurden aber offenbar nicht verletzt.

Wegen des letzten Unwetters rät die Gesundheitsverwaltung bis auf Weiteres vom Baden am Tegeler Flughafensee ab. Dorthin sind durch den starken Regen ungereinigte Abwässer geflossen. Auch die Unterhavel sollte derzeit wegen der mikrobiellen Belastung gemieden werden. Verboten ist das Baden aber nicht.

Aller Voraussicht nach tut Abkühlung auch an diesem Mittwoch wieder Not – wenn auch vorerst zum letzten Mal und mit der Einschränkung, dass man den Himmel im Auge behalten sollte. Laut dem Wetterdienst Meteogroup sind neue Gewitter absehbar. Die Luft sei feuchtheiß und labil, so dass sich jederzeit einzelne Unwetterzellen bilden können – vor allem in der zweiten Tageshälfte. Während es in manchen Kiezen richtig krachen kann, dürfte in anderen Stadtteilen gar nicht viel zu merken sein.

Im Laufe des Donnerstags soll die Schwüle und damit das Unwetterpotenzial südostwärts abziehen, so dass wieder aufgeatmet und durchgelüftet werden kann. Während es am Donnerstag bei feuchten 25 Grad noch drückend sein kann, ist an den Folgetagen nach Auskunft von Brüning meistens freundliches Sommerwetter mit maximal 23 Grad zu erwarten. Dass die Nächte mit knapp über zehn Grad schon relativ kühl werden, hat auch mit der abnehmenden Tageslänge zu tun: Die Tage sind schon fast zwei Stunden kürzer als zur Zeit des höchsten Sonnenstandes Ende Juni. Eine neue Hitzewelle ist vorerst nicht absehbar. Und schon bald ist sie auch meteorologisch gar nicht mehr möglich.

Unwetter in Deutschland: Seite 24

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