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Berlin: Prachtentfaltung im Dauerregen

Rund 1700 Gäste kamen zur feierlichen Eröffnung des Ritz-Carlton-Hotels am Potsdamer Platz – doch das Wetter brachte die Programmplanung ziemlich durcheinander

Am Anfang ähnelte die Feier eher einer Taufe als einer Eröffnung. Unter freiem Himmel sollte alles beginnen, doch es schüttete wie aus Kübeln vor dem Ritz-Carlton-Hotel, die Gasheizstrahler glühten vergeblich an gegen die feuchte Kälte, und die vorsorglich als Klimaschutz ausgegebenen Rettungsdecken blieben verpackt. Denn die etwa 1700 geladenen Gäste zogen sich so schnell wie nur möglich ins trockene Hotel zurück. Klaus Wowereit griff ohne viel Getu 20 Minuten vor der geplanten Zeit zur Schere und schnitt zusammen mit dem Ritz-Präsidenten Simon Cooper, Hoteldirektor Walter Junger und dem Präsidenten der Beisheim-Stiftung, Erwin Conradi, das symbolische Band vor dem Eingang durch: Seit Sonntag, 17 Uhr 25, hat Berlin ein neues Luxushotel.

Unter dieser Programmänderung litt vor allem die Schau des Designers Harald Glööckler, der für seine Models Kleider aus Hotelstoffen entworfen hatten. Der als Eisbahn geplante Catwalk vor dem Hoteleingang war überflutet, und so mussten sich die Models bedeutend weniger augenfällig auf der Hoteltreppe präsentieren, wo auch der Sänger Taco sein hier zweifellos perfekt passendes „Puttin´ on the Ritz“ zu Gehör brachte. Standesgemäß flutete der Champagner aus Magnum-Flaschen, und der kategorische Imperativ der Einladung „Abendkleidung“ wurde mit bemerkenswerter Disziplin befolgt – besonders auffällig PDS-Wirtschaftssenator Harald Wolf im bourgeoisen Smoking. Ein Hauch von Presseball durchwehe das Haus, fanden viele, und es war auch eine Art Vorgeschmack, denn hier wird der Ball im Februar ja tatsächlich stattfinden. Wenn auch keineswegs mit dem Raumluxus vergangener ICC-Zeiten: „Wieder kein richtiger Ballsaal“, befand der Pressseball-Veteran Lutz Krieger angesichts des Raums im ersten Stock, der eben doch bei allem Prunk ein Hotelsaal ist und kaum Platz für Tausende bietet.

Für die Eröffnung war er gerade recht. Es amüsierten sich Walter Momper und Artur Brauner, Peter Strieder und Friede Springer, Walter Scheel und der allgegenwärtige Hans-Peter Wodarz, Politiker, Wirtschafskapitäne, Society-Damen, Journalisten höherer Ränge. Als Anziehungspunkt erwies sich vor allem die aus Frankreich importierte Brasserie im Erdgeschoss mit ihren nackten Holzböden, wo es stilecht Austern, Zwiebelsuppe und Quiche Lorraine gab, untermalt von französischen, musikalisch leicht ins Mexikanische tendierenden Chansons. Währenddessen ließen sich zahllose Neugierige per Fahrstuhl in die höheren Etagen lupfen, um dort die Zimmer und Suiten zu begutachten. Ganz gemütlich, fanden sie.

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