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Auftakt mit Feinkost. Gaucks Abend begann im „Alten Zollhaus“ in Kreuzberg – später wurde es viel gemütlicher. Foto: dapd

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Berlin: Präsidial zugeprostet

Nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten feierte Joachim Gauck mit Freunden in Tiergarten. Unters Volk mischte er sich dabei nicht.

Als Bundespräsident trinkt man nicht einfach ein Feierabendbier. Der erste präsidiale Absacker verlangte nach Stil: Nach seinem Wahlsieg am Sonntag feierte Joachim Gauck mit Freunden und Verwandten im „Café Einstein“ in Tiergarten. Die Adresse in der Kurfürstenstraße 58 ist im Bundespräsidialamt noch aus den Zeiten von Amtsvorgänger Horst Köhler bekannt. Wie ausgelassen der neue Bundespräsident in sein Amt hineinfeierte, wird aber nicht verraten.

Schon am Nachmittag des Wahltages hatte Gauck angekündigt, den Abend mit einer kleinen privaten Feier „irgendwo in der Mitte Berlins“ ausklingen lassen zu wollen. Zuvor mussten Gauck und Lebensgefährtin Daniela Schadt mit den Partei- und Fraktionsspitzen der Parteien, die ihn in der Wahl unterstützt hatten, zu Abend essen. Eine große Bürde dürfte das aber nicht gewesen sein. Das „Alte Zollhaus“, wo Gauck unter anderem mit Bundeskanzlerin Angela Merkel, Interimsbundespräsident Horst Seehofer und den Fraktionschefs von FDP und SPD, Rainer Brüderle und Frank-Walter Steinmeier, zusammentraf, gehört zu den feinsten Lokalen Berlins. Das Restaurant im alten Fachwerkhaus direkt am Landwehrkanal in Kreuzberg ist bekannt für seine ausgezeichneten Entengerichte.

Später, als Gauck gegen 21 Uhr im Stammhaus des Cafés Einstein ankam, soll es bei Bier und Wein schlichter zugegangen sein. Genau wissen das freilich nur Gaucks engste Vertraute. „Er war hier und es war lustig“, erzählt einer der Mitarbeiter des Cafés. Wie lustig oder gar wie lange dürfe aber nicht gesagt werden, hieß es. Gauck hatte angekündigt, der Tag werde erst „spät in der Nacht“ zu Ende gehen. Unters Volk hat sich der neue Präsident offenbar aber nicht gemischt, sondern einen der Veranstaltungsräume im ersten Stock reserviert. Also direkt neben der Bar „Lebensstern“, die ebenfalls zum Café gehört.

Die Bar, im Gründerstil gehalten, ist bekannt für ihre extrem große Spirituosenauswahl. Ex-Bundespräsident Horst Köhler ließ sich den dort hergestellten und gleichnamigen Gin „Lebensstern“ eigens ins Schloss Bellevue kommen. Der Wacholderbrand soll dann als Spezialität Staatsgästen gereicht worden sein.

Geschmack dürfte Joachim Gauck auch von Kult-Regisseur Quentin Tarantino bescheinigt werden. Der drehte in dem Lokal einige Szenen für seinen Film „Inglourious Basterds“. Nach Drehschluss soll die ganze Filmcrew dort regelmäßig eingekehrt sein.

Genau wie das erste Feierabendbierchen als Bundespräsident werden für Gauck nun wohl noch viele Absacker etwas Besonderes sein. Spätestens seit dem Abgang von Christian Wulff ist schließlich klar, dass für einen Bundespräsidenten ein Abend mit Freunden eben nicht einfach ein Abend mit Freunden ist. Sidney Gennies

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