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Berlin: Preise im Nahverkehr steigen nicht – vorläufig

Senat lehnt Tariferhöhung zum 1. Januar ab. BVG denkt jetzt über neues Modell nach: Lange Fahrten könnten teurer werden

Die Fahrpreise im Nahverkehr bleiben zunächst stabil. Die von der BVG, der S-Bahn, der Bahn AG und den Verkehrsunternehmen in Brandenburg gewünschte Erhöhung zum 1. Januar 2007 werde es nicht geben, sagte gestern Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) nach einem Gespräch mit den Verkehrsbetrieben. Jetzt sollen neue Tarifmodelle entwickelt werden.

BVG-Chef Andreas Sturmowski denkt unter anderem an Tickets, die 30 oder 60 Minuten gelten. Sie könnten auch für Rückfahrten genutzt werden, was jetzt mit dem Einzelfahrschein nicht möglich ist. Vorstellbar sei auch ein Fahrschein nur für das Gebiet innerhalb des S-Bahn-Ringes. Wer jetzt dort unterwegs ist, muss ein teureres Ticket fürs gesamte Stadtgebiet kaufen. Längere Fahrten sollten nach Vorstellungen des BVG-Chefs dafür mehr kosten als heute. Der bisherige Einheitstarif könnte durch ein Wabenmodell mit Einteilung der Stadt in viele Tarifzonen ersetzt werden.

Während günstigere Preise im Zentrum vor allem der BVG neue Kunden bringen könnten, würden von höheren Preisen bei längeren Strecken die S- und die Regionalbahn profitieren. Mit ihnen legen die Fahrgäste in der Regel längere Strecken zurück als mit der BVG.

Zunächst müssen die Verkehrsunternehmen nun aber bis spätestens Ende des Jahres „ganz konkret und detailliert“ nachweisen, welche Auswirkungen die Steigerungen auf der Kostenseite der Betriebe auf die Fahrscheintarife haben. Ob die Inflation, steigende Energiepreise, höhere Aufwendungen, um Vandalismusschäden und Graffiti zu beseitigen, sowie die Mehrwertsteuererhöhung zum 1. Januar 2007 im nächsten Jahr zu Tarifsteigerungen führen müssten, soll jetzt geprüft werden. Zuletzt waren die Preise am 1. August 2005 gestiegen.

Im nächsten Jahr wollten die Verkehrsbetriebe vor allem die Gelegenheitsfahrer zur Kasse bitten. Einzelfahrscheine sollten 20 Cent teurer werden, die Fahrt innerhalb Berlins hätte dann 2,30 Euro gekostet. Abonnenten hätten für ihre Monats- oder Jahreskarten allerdings nicht mehr zahlen sollen. Ob es dabei bleibt, wenn die Tarife nun erst wahrscheinlich im nächsten Sommer geändert werden, ließ Sturmowski gestern offen. Den Verkehrsbetrieben fehlten dann die Mehreinnahmen eines halben Jahres.

Einig waren sich gestern Junge-Reyer und Vertreter der Verkehrsbetriebe in einem Gespräch, dass eine Tarifstruktur benötigt werde, mit der es gelinge, mehr Fahrgäste für den Nahverkehr zu gewinnen und „stabile Kundenbeziehungen“ aufzubauen. Bisher hatten die Verkehrsunternehmen nach Preiserhöhungen meist Fahrgäste verloren. Während es fast in allen großen Verkehrsverbünden im vergangenen Jahr mehr Fahrgäste gab, hat die BVG die Zahl ihrer Kunden kaum steigern können. Viele, die nur kurze Strecken zurücklegen, sind vor allem im Sommer aufs Rad umgestiegen. Nur bei der S-Bahn gab es einen kräftigen Zuwachs.

Die Verkehrsunternehmen verwiesen auf andere Verkehrsverbünde, die fast alle in den beiden vergangenen Jahren die Preise erhöht hätten – einige sogar zwei Mal innerhalb eines Jahres. Große Einsparungen bei der BVG hält Sturmowski für nicht möglich, wenn das Angebot in ganzem Umfang erhalten bleiben soll.

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