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Viele Berliner werden im kommenden Jahr deutlich mehr für ihren Strom zahlen müssen.

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Exklusiv

Preiserhöhung: Vattenfall-Strom wird fast sieben Prozent teurer

Eine Rechnung von mehr als 1000 Euro pro Jahr für eine durchschnittliche Familie: Der Strom in Berlin wird teurer - möglicherweise nicht nur wegen gestiegener Netzgebühren, sondern auch, weil Vattenfall mehr Profit machen will.

Für die meisten Berliner wird auch das nächste Jahr mit einer deutlichen Erhöhung der Strompreise beginnen. Nach Tagesspiegel-Informationen plant der Energiekonzern Vattenfall, den Kilowattstundenpreis um knapp zwei Cent zu erhöhen. Für einen Single-Haushalt mit 2000 Kilowattstunden Jahresverbrauch bedeutet das im Tarif „Berlin Easy“ eine Erhöhung der jährlichen Stromrechnung um etwa sieben Prozent von 497 auf 534 Euro. Eine Familie mit 4000 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr muss damit rechnen, dass ihre Stromrechnung von 926 auf knapp über 1000 Euro steigt. Im Standardtarif „Berlin Klassik“ soll die Erhöhung etwas geringer ausfallen. Ein Sprecher wollte entsprechende Informationen des Tagesspiegels nicht kommentieren. Er verwies auf eine für Freitag geplante Pressekonferenz.
Am Freitag endet die sechswöchige Frist, mit der Vattenfall – Marktanteil in Berlin rund 75 Prozent – Preiserhöhungen seines Grundversorgungstarifs bekannt geben muss. Bereits in den vergangenen Jahren hatte Vattenfall seine Tarife jeweils zum Januar erhöht – teilweise um fast zehn Prozent. Während die Grundgebühr von 5,60 Euro pro Monat voraussichtlich auch 2012 konstant bleibt, ist der Verbrauchspreis seit 2009 um insgesamt 31 Prozent gestiegen.

Wie in den vergangenen Jahren hat Vattenfall die Kunden bereits über das Magazin „Energie live“ auf steigende Kosten eingestimmt. Anders als in den vergangenen Jahren muss diesmal jedoch nicht der Ausbau der erneuerbaren Energien als Begründung herhalten, sondern die deutlich höheren Gebühren für die Nutzung des Stromnetzes. Das wird in Berlin von der Vattenfall-Tochter Distribution betrieben. Die Gebühr steigt um knapp neun Prozent auf 4,95 Cent pro Kilowattstunde, macht also knapp ein Viertel des Strompreises aus. Auf Anordnung der Bundesnetzagentur mussten die Netzbetreiber ihre Gebühren jahrelang senken – bis der Bundesgerichtshof diese Vorgabe im Sommer kippte.

Nun holen die Netzbetreiber nach, was ihnen über Jahre versagt war. In anderen Regionen steigen die Netzgebühren teils noch viel stärker, bundesweit sind es laut dem Internet-Vergleichsportal Verivox knapp sieben Prozent. Da sie von allen Stromanbietern gezahlt werden müssen, steigen die Strompreise demnächst auf breiter Front – und Vattenfall bleibt trotz der neuerlichen Erhöhung sogar noch ein relativ günstiger Anbieter für Kunden, die nicht regelmäßig wechseln und dadurch von den teils dreistelligen Boni für Neukunden profitieren. Bei manchen Discountern sind diese Boni zusätzlich an lange Vertragslaufzeiten von bis zu zwei Jahren gekoppelt, einige verlangen auch Vorauskasse. Davor warnt die Verbraucherzentrale, zumal mit Teldafax erst kürzlich ein solcher Discounter pleitegegangen ist.
Verivox-Sprecher Jürgen Scheurer hat für den Tagesspiegel anhand der Rahmenbedingungen für Berlin eine „Preiserhöhungsprognose“ von 3,4 Prozent errechnet. Wenn Vattenfall mehr verlange, liege das entweder an überdurchschnittlich gestiegenen Beschaffungskosten oder an einer höheren Gewinnmarge. Nach Auskunft von Scheurer haben bisher 48 Grundversorger Preiserhöhungen angekündigt, im Durchschnitt um 3,7 Prozent
Dass Vattenfall die Chance nutzt, den Profit zu steigern, vermutet auch Andreas Jarfe, Landesgeschäftsführer des Umweltverbandes BUND. Immerhin müsse diesmal nicht die Förderung der erneuerbaren Energien als Begründung herhalten, fügt er hinzu: Die sogenannte EEG-Umlage steigt 2012 nur um 0,07 Cent pro Kilowattstunde. Fürs Jahr darauf erwarten die Stromnetzbetreiber allerdings weit höhere Umlagen. Also sind schlechte Nachrichten auch für schon 2013 absehbar.

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