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Vorsicht am Gleis: Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU, l-r), der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG, Rüdiger Grube, und Jochen Eickholt, Geschäftsführer des Bereichs "Mobility" der Siemens AG.

© Bernd von Jutrczenka/dpa

Premiere in Berlin-Südkreuz: Das ist der neue ICE - jetzt mit "Universal-Nasszelle"

Ein neuer Zug wird getauft, alle sind sie da. Und der Bahnchef erzählt, woher die Baureihe ihren Namen hat.

Gut, auch der Bahnchef kann nicht immer pünktlich sein. Zur Taufe des neuen ICE 4 im Bahnhof Südkreuz kam Rüdiger Grube am Freitag ein paar Minuten zu spät. 11 Uhr war vorgegeben. Aber dann ging es gleich los, auch wenn Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) ebenfalls noch nicht da war. Im Bundestag hatte sich die Abstimmung zum Syrien-Einsatz der Bundeswehr verspätet, an der er teilnahm.

So freute sich Grube zunächst ohne den Verkehrsminister über seinen neuen Sprössling, der in Zukunft das Rückgrat des Fernverkehrs bilden soll – auf IC- und ICE-Strecken. Am 4. 12. wurde aus dem bisher ICx genannten Projekt der ICE 4 mit der Baureihenbezeichnung 412. „Alles kein Zufall. Wir haben bewusst diesen Tag gewählt, damit man ihn sich merken kann“, sagte Grube.
In der Tat – es war ein besonderer Tag für die Bahn. Mit dem neuen ICE will sie wieder aufs Erfolgsgleis wechseln. Grube fasste das Ziel zusammen: „Öfter, schneller, direkter und komfortabler“ sollen Regionen und Metropolen verbunden werden. Selbstverständlich auf der Schiene.

Einen ersten Erfolg hat der unter der Federführung von Siemens entwickelte Zug bereits geschafft: Er ist für sein Design ausgezeichnet worden. Sein Inneres kann man noch nicht beurteilen. Der Zug ist noch mit Messtechnik vollgestopft, die Inneneinrichtung ist abgedeckt. So wird man die mehrfarbige Beleuchtung, die mehrsprachige Fahrgastinformation, die acht Stellplätze für Fahrräder oder auch den Servicewagen mit Kleinkinderabteil sowie Familien- und Rollstuhlbereich erst nächstes Jahr kennenlernen.

Acht Stellplätze für Fahrräder

Doch schon jetzt ist der Bahnchef sehr zufrieden: Der zwölfteilige ICE 4 brauche pro Sitzplatz 22 Prozent weniger Energie als ein modernisierter ICE 1 mit zwölf Wagen und zwei Triebköpfen, in denen die Antriebstechnik untergebracht ist. Beim neuen Modell sind die Antriebe autonom unter den Wagen angeordnet, die „Powercars“ genannt werden. Sechs von ihnen sind in einem Zug aus zwölf Wagen eingereiht. Anders als bei den bisherigen ICE-Zügen sind mit dem ICE 4 deshalb auch flexible Zugbildungen möglich – mit 5 bis zu 14 Wagen.

Und während es leicht regnete und auch ziemlich kalt war, erklärte der Bahnchef auch noch die neue Klimaanlage: „Sie wissen schon, warum.“ Klar, es war eine Anspielung auf die häufigen Ausfälle in den älteren Fahrzeugen. Den Test in der Klimakammer in Wien, die vom Schneesturm bis zum Wüstensturm so ziemlich alles simulieren kann, was das Wetter so bietet, hat der ICE 4 jedenfalls schon mal bestanden.

Die Klimaanlage ist bereit für den Wüstensturm

Wie gut die Klimaanlage – und der ganze Zug – wirklich ist, können Fahrgäste frühestens im Herbst 2017 erfahren. Dann sollen die Züge den Regelverkehr aufnehmen. Bis dahin wird getestet; auch schon mit Fahrgästen. Der Verkehrsminister, der inzwischen eingetroffen war, verwies auf das neue Zulassungsverfahren für Neubaufahrzeuge, dass das Prozedere erheblich beschleunigen soll.

Bisher sei der Zeitplan aufgegangen, sagte Jochen Eickholt, der Vorstand der Bahnsparte von Siemens. Und er wagte, trotz schlechter Erfahrungen beim Entwickeln neuer Fahrzeuge in den vergangenen Jahren bei allen Herstellern, dass der ICE 4 die Erwartungen erfüllen werde. Bis zu 300 Einheiten hat die Bahn optional bestellt. fest geordert sind 130. Der Gesamtwert beträgt fünf Milliarden Euro. Dobrindt, der auch für die digitale Infrastruktur in Deutschland zuständig ist, vergaß auch nicht, auf die Digitalisierung des neuen Zuges hinzuweisen. Der ICE 4 ist für für GSM-Mobilfunk sowie für mobiles Internet vorbereitet. Eingebaut werde die Technik erst nach der Lieferung, um stets auf dem neuesten Stand zu sein, sagte ein Bahnsprecher. Und er klärte noch etwas auf: Hinter der Universal-Nasszelle, die in den Prospekten so betont wird, steckt nichts anderes als eine profane Toilette, für die man nun aber einen schönen Begriff gefunden hat.

Noch mehr Züge: Wie finden Sie den neuen Doppelstock-Intercity? Die große Leserdebatte unter diesem Tagesspiegel-Link.

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