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kastanienallee

© Kai-Uwe Heinrich

Prenzlauer Berg: Sanierungspläne: Streit um Kastanienallee geht weiter

Das Beteiligungsverfahren für den Umbau der Kastanienallee ist eröffnet. Bereits im Juni stießen erste Entwürfe auf massiven Protest unter Anwohnern und Gewerbetreibenden. Auch dieses Mal waren die Veränderungen wenig zufriedenstellend.

Unzumutbare Zustände für Senioren und Gehbehinderte, ein Sicherheitsrisiko vor allem für Radfahrer und Kinder - so begründet der für Verkehr zuständige Stadtrat Jens-Holger Kirchner (Grüne) die Umbau- und Sanierungspläne für die Kastanienallee in Prenzlauer Berg. Noch im Juni war er mit seinem Vorhaben im Verkehrsausschuss bei SPD und Linke auf Kritik gestoßen. Zu unausgegoren seien die Pläne, man wünsche sich mehr Beteiligung der Anwohner und ansässigen Kleinunternehmer.

Auch Bürger liefen Sturm gegen das Projekt, eilig gründeten sich mehrere Initiativen gegen das Vorhaben, unter anderem die Bürgerinitiative Kastanienallee (BI Kastanienallee). Der Verkehrsausschuss setzte daraufhin ein Beteiligungsverfahren durch und zwang Planungsbüro und Kirchner damit zu einer Überarbeitung. Am Dienstag wurden die veränderten Pläne im GLS Sprachenzentrum den interessierten Bürgern und Initiativen vorgestellt und das Beteiligungsverfahren eröffnet.

Doch wie neu sind die Pläne wirklich? Die Hauptkritikpunkte - der schmalere Gehweg und der Verlust von Parkplätzen  - blieben bei der Überarbeitung unberührt. Kirchner sowie der Leiter des Tiefbauamtes Peter Lexen verwiesen immer wieder auf die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer.

Kastanienallee ist unsicherer Verkehrsraum

In der Tat kam es in der vergangenen Zeit häufig zu Unfällen, da Fahrradfahrer nur auf dem Gleisbett der Straßenbahnen fahren dürfen. Der Sicherheitsabstand zu parkenden Autos kann bisher nicht gewährleistet werden, so dass Radfahrer oft mit plötzlich öffnenden Fahrertüren rechnen müssen. Die Gehwege Kastanienallee sind zum Teil marode, was Behinderten und Senioren schwer zu schaffen macht. Auch ein barrierefreier Ein- und Ausstieg in die Tram zwischen parkenden Fahrzeugen ist nahezu unmöglich.

Eine Sanierung scheint wohl unausweichlich. Dagegen sträuben sich jedoch viele Anwohner. Sie befürchten ein "zweites Baden-Württemberg", jahrelangen Baulärm, wirtschaftliche Pleiten der Cafés, Shops und Kneipen auf der Straße. Die Kastanienallee steht zudem unter Denkmalschutz, eine Verarbeitung historischer Materialien ist damit Pflicht. Das bisherige Bild des Gehweges dürfte sich also wenig verändern.

"Hier werden Tram und Autos zum Rasen animiert", kritisiert die Vorsitzende der BI Kastanienallee, Michaela Hartmann, die breiter werdende Fahrbahn. Tatsächlich will die BVG die Linie 12 in den nächsten Jahren millionenschwer ausbauen, die Taktungen der Linien M1 und 12 sollen verkürzt werden. Straßenbahnen in der Kastanienallee müssen dann schneller durch den Verkehr kommen. 

Der Fahrradstreifen zwischen Gehweg und Gleisbett ist im Gegensatz zu den Juniplänen etwas schmaler geworden. Auf 1,5 Meter statt ursprünglich zwei Meter Breite haben Radfahrer ihren eigenen Raum. Ein Wild- und Zweite-Reihe-Parken ist damit nicht mehr möglich, da Pkw sonst die Tram am Weiterfahren hindern würden. Die Anwohner jedoch glauben nicht an dieses Vorhaben, Situationen in anderen Bezirken geben ihnen da allerdings Recht. Außerdem wünschen sich die Gegner des Umbaus mehr Fahrradstellplätze, die würden durch die neu geschaffenen Pkw-Stellflächen vorerst verschwinden. Doch Tiefbauamtsleiter Lexen sieht diese weiter auf den Gehwegen - als Boller gegen das Wildparken.

Änderungen ja, aber in Maßen

Viel Konstruktives hat die erste Diskussion nicht gebracht: In einigen Punkten sind Stadtrat und Planer bereit, Änderungen vorzunehmen. Allerdings nur solche, die die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer nicht gefährden. Das Beteiligungsverfahren in der Oderberger Straße hat allerdings gezeigt, dass ein Kompromiss bei einem Straßenumbau durchaus möglich ist.

Bis zum 20. Februar dauert das Beteiligungsverfahren in der Kastanienallee noch an. Interessierte können dazu im Bezirksamt Pankow oder im Planungsbüro Stern ihre Vorschläge einreichen. Spätestens Ende Juni sollen die fertigen Pläne der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung vorliegen. "Optimistisch gesehen kann man mit dem Baubeginn frühestens im September 2010 rechnen", sagte Stadtrat Kirchner. Noch viel Zeit für die Gegner des Projektes.

Nadine Lantzsch

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