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Berlin: Presseball auf dem Boulevard

Bunte Prominenz in der Ullsteinhalle

Ausgerechnet unter dem Motto „Medienstadt Berlin“ begibt sich der Berliner Presseball in ein neues Fahrwasser. Zum ersten Mal fand der Ball, der traditionell am zweiten Januarwochenende den Saisonbeginn des neuen Jahres markiert, in der Ullsteinhalle und der Axel-Springer-Passage in Kreuzberg statt.

Andreas Dorfmann, der mit seiner Fernsehproduktionsgesellschaft im April in das Gebäudeensemble gezogen ist, will die Infrastruktur von Springer-Veranstaltungen wie „Goldene Kamera“ etc. nutzen. Berührungsängste mit dem Boulevard hat er nicht: „Wir wollen die Straße der Unterhaltung“, sagt der Produzent, der nach eigenen Worten „bei der Bild-Zeitung schreiben und bei RTL Fernsehen gelernt“ hat. Strategisch bedeutet diese Neupositionierung des Berliner Presseballs auch eine Abgrenzung zum Bundespresseball, bei dem Boulevard-Prominenz nicht erwünscht ist. Joelina Drews war folgerichtig für den Starauftritt auserkoren. Die 15-jährige Gymnasiastin hat gerade ihre erste Single aufgenommen. „Trendsetter“ heißt sie. Die Eltern, Entertainer Jürgen und Ramona Drews, nahmen als Vip-Gäste teil.

Das Risiko, ein Anflug von Ballermann-Image könnte den Ball schwächen, wog freilich vergleichsweise gering angesichts des nicht gerade neutralen neuen Austragungsorts. Immerhin war der Berliner Presseball lange das wichtigste gesellschaftliche Ereignis der Stadt. Damals wurde Geld aufgebracht zur Förderung des journalistischen Nachwuchses und für in Not geratene Journalisten. Diesmal sollte zugunsten großer Charity-Projekte des Springer-Verlages gefeiert werden.

Die Gesellschafter, Andreas Dorfmann und Marina Schill, die den Ball 2007 vom Berliner Journalistenverband gekauft hatten, sahen es durchaus als Herausforderung an, die neuen Räume balltauglich zu gestalten, um Assoziationen zum nüchternen ICC zu vermeiden, das lange Austragungsort des Balls war. Das Maritim Hotel, wo der Ball in den letzten Jahren stattfand, lieferte Möbel und Tischwäsche.

Dass sie mit dem Ball reich werden könnten, erwarteten er und seine Geschäftspartnerin Marina Schill nicht. Es werde wohl „lediglich eine schwarze Null am Ende geben“, sagte Dorfmann. Billiger als im Maritim sei der Ball am neuen Ort jedenfalls nicht, wahrscheinlich sogar „eher ein bisschen teurer“.

Ursprünglich sollten 800 Gäste dabei sein, aber am Ende wurden 1200 Karten verkauft. Mit dabei waren Eberhard Diepgen, Innensenator Ehrhart Körting, CDU-Landeschef Frank Henkel und Israels Botschafter Yoram Ben Zeev. Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky fand wegen der Wartezeit die „Einlasssituation optimierbar“. Walter Momper meinte: „Eigentlich erwarten die Leute ja einen großen Ballsaal.“ Berlins DJV-Vorsitzender Peter Pistorius sagte zum Standort: „Verkauft ist verkauft. Es war eine saubere Trennung. Was Andreas Dorfmann als Geschäftsmann daraus macht, ist allein seine Sache.“ Elisabeth Binder

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