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Bischof

© Steinert

Pro Reli: Bischof sammelt Unterschriften

"Pro Reli" läuft die Zeit davon: Das Bündnis für ein Wahlpflichtfach Ethik/Religion an Berlins Schulen muss bis zum 21. Januar 170.000 Unterschriften für den geplanten Volksentscheid zusammenhaben. Die Initiatoren starten nun eine Werbeoffensive.

Mit einer Plakataktion, verstärktem Werben auf Weihnachtsmärkten und öffentlichen Auftritten der Bischöfe startet das Volksbegehren der Initiative „Pro Reli“ in eine neue Runde. In den nächsten Tagen sollen 10 000 Plakate in Berlins Straßen aufgehängt werden, mit denen das Bündnis für ein Wahlpflichtfach Ethik/Religion an Berlins Schulen wirbt. Am Sonnabend begab sich erstmals auch der evangelische Landesbischof Wolfgang Huber unters Volk und sammelte am Alexanderplatz Unterschriften für das Volksbegehren. Auch Kardinal Georg Sterzinsky kann sich vorstellen, selbst Unterschriften zu sammeln. Man suche aber noch nach dem geeigneten Anlass, sagte der Bistumssprecher. Auch wollen beide Bischöfe ihre Kirchenmitglieder mit Briefen zur Unterstützung des Volksbegehrens auffordern.

Bis 21. Januar muss das Bündnis „Pro Reli“ 170 000 Unterschriften zusammenhaben, damit es im Sommer 2009 zu einem Volksentscheid kommen kann. Stimmen dann 600 000 Menschen dafür, wäre das Votum für den Senat bindend. Ende September begann die Unterschriftensammlung. Nach sechs Wochen haben die Initiatoren, zu denen kirchliche Organisationen, die jüdische Gemeinde und die muslimische Ditib gehören, nach eigenen Angaben deutlich mehr als 40 000 Unterschriften beisammen.

Auf der gerade zu Ende gegangenen Synode der evangelischen Landeskirche hatten Kirchenparlamentarier die fehlende Unterstützung von Kirchengemeinden für das Volksbegehren kritisiert. Die Synode appellierte daraufhin an die Gemeinden, sich „intensiver“ zu beteiligen. Christoph Holder, Vater von Schulkindern und engagiertes Mitglied in der katholischen Gemeinde St. Marien in Wilmersdorf, vermisste bislang eher die Unterstützung der Kirchenoberen. „Ich würde mir wünschen, dass beide Bischöfe im vollen Ornat sonnabends durch die Straßen laufen und für das Volksbegehren werben.“ Das würde die Arbeit an der Basis erleichtern.

Bischof Wolfgang Huber trug am Sonnabend zwar keinen Talar, sondern einen schwarzen Wintermantel mit weißem Schal, erfolgreich war er dennoch. Nach einer knappen halben Stunde hatte er vor dem „Berlin Carré“ an der Karl-Liebknecht-Straße ein gutes Dutzend Unterschriften gesammelt. „Guten Tag, ich bin Bischof Huber“, sprach er Passanten an und stieß meistens auf offene Ohren. Auch zwei Punks mit „Create Anarchy“-Shirts unterschrieben. „Ich bin zwar kein Religionsfan, aber für Gleichberechtigung“, sagte der eine, nachdem er Huber zugehört hatte. Dieser hatte erklärt, dass man nicht per se Unterschriften für den Religionsunterricht sammle, sondern dafür, dass Religions- und Ethikunterricht als gleichberechtigte Schulfächer angeboten werden, zwischen denen die Schüler wählen können.

Die Wahlfreiheit in den Vordergrund zu stellen und nicht den Religionsunterricht, gehört zur neuen Strategie des Bündnisses „Pro Reli“. „Wir haben lange überlegt, was die Kernbotschaft ist und wie man die Leute am besten erreicht“, sagte Christoph Lehmann, Vorsitzender des Vereins „Pro Reli“. Die „Freie Wahl“ unterstützten auch diejenigen, die mit Religion nichts zu tun haben wollen. „Manche zucken sofort zurück, wenn sie das Wort Religion hören“, brachte es ein junger Mann von der Evangelischen Jugend auf den Punkt. Nun ist den Ständen der Initiative der Zusammenhang mit „Pro Reli“ kaum noch anzusehen, so groß prangt „Freie Wahl“ auf den Schildern. Nur in kleiner Schrift steht daneben „zwischen Ethik und Religion“.

Christoph Holder warb am Sonnabend zusammen mit einem Kollegen aus der Nachbargemeinde vor dem Rathaus Schöneberg für das Volksbegehren. Nach zwei Stunden hatten sie 15 neue Namen auf der Liste. An einem anderen Sonnabend hätten sie vor dem Rathaus Friedenau inmitten eines sehr bürgerlichen Kiezes zur gleichen Zeit 150 gehabt, sagen sie. Einen Unterschied zwischen Ost und West gebe es nicht, sagt Christoph Lehmann. Pankow und Lichtenberg lägen ganz vorne.

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