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PRO & Contra: Ein Volksfest zum Abschied von Tempelhof?

Pro: Der beliebte Flughafen sollte uns ein Fest zum Abschluss wert sein. Mehr noch: Tempelhof verdient ein Volksfest, also eine Veranstaltung für alle – nicht nur für die Flughafenmitarbeiter und einen exklusiven Kreis, der sich den Eintritt viel kosten lässt und dafür mit Sekt und Häppchen und Vip-Blicken aufs Rollfeld entschädigt wird.

Pro:

Der beliebte Flughafen sollte uns ein Fest zum Abschluss wert sein. Mehr noch: Tempelhof verdient ein Volksfest, also eine Veranstaltung für alle – nicht nur für die Flughafenmitarbeiter und einen exklusiven Kreis, der sich den Eintritt viel kosten lässt und dafür mit Sekt und Häppchen und Vip-Blicken aufs Rollfeld entschädigt wird. Der Flughafen Tempelhof hat es aber bestimmt nicht verdient, fernab vom Volk allein von einer geschlossenen Event-Gesellschaft mit einem Leichenschmaus verabschiedet zu werden. Das mutet wie eine Verhöhnung derer an, die für seine Rettung gestritten haben. Aber auch wie eine Kränkung für alle, die seine Schließung zwar befürworten, sein Flair aber noch einmal genießen möchten. Der Flughafen war in den Nachkriegsjahrzehnten und besonders in der Blockade ein Symbol der Freiheit, er ist noch immer für sehr viele Berliner mit vielen Gefühlen verbunden. Eine Trauerfeier sollte es nun wirklich nicht geben, und auch auf Proteste gegen Unvermeidliches darf gern verzichtet werden. Aber ein vergnügliches Fest fürs Volk ohne viel Brimborium, auf überschaubarer Fläche – ein letzter Tag der offenen Tür, ein letztes Schnuppern in die Abflughalle mit ihren Schaltern, ein letzter Blick ins Rollfeld-Rund – das müsste für alle möglich sein: Abschiednehmen, wenn die Zeit reif ist, also Ende Oktober, spätestens am ersten Novemberwochenende. Christian van Lessen

Contra:

Eine Superidee! Öffnen wir mal eben die Zäune des Flughafens und spazieren am allerletzten Tag neugierig aufs Rollfeld: Nach ein paar lauwarmen Schultheiss aus dem Plastikbecher plumpsen die Ersten in den Feuerwehrteich, die Kinder spielen fröhlich in Kerosinpfützen. Und der mitgebrachte Dackel flitzt auf die Betonpiste, während die letzten tonnenschweren Flugzeuge zur Landung ansetzen. Na, das wird ein Spaß!

Also bitte, sich jetzt – 19 Tage vor der Schließung – darüber zu empören, dass am 30. Oktober kein Volksfest auf dem Flughafen stattfindet, ist ziemlich billiger Populismus. Natürlich verbinden wir mit Tempelhof traurige und wunderschöne Erinnerungen. Und natürlich hat sich der Senat mal wieder unfassbar bockig angestellt, das Bauwerk – zack, zu! – einfach zu schließen. Aber ein Volksfest, sagen wir, mit 20 000 Berlinern am letzten Tag, an dem Maschinen starten und landen? Soll doch bitte niemand die Menschen für dumm verkaufen. Das geht nicht.

Wer mag, kann gern kurz vor Mitternacht draußen an den Zaun kommen, vielleicht mit einem Glas Sekt, und noch ein letztes Mal den Flugzeugen zuwinken. Das ist wenigstens ehrlich und sowieso viel schöner als Schnitzelteller, Chinapfanne und Blaskapelle. Mehr könnte eine Event-Agentur in 19 Tagen eh nicht mehr organisieren. Aber so einen Abschied hat der Flughafen doch echt nicht verdient. André Görke

Christian van Lessen

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