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Pro & Contra Jahresauswertung: Sarrazin und Blaszkiewitz sind Gewinner

52 Wochen, 52 Fragen – und viele tausend Antworten. Die Ergebnisse des sonntäglichen „Pro & Contra“ mögen nicht repräsentativ sein, aber sie geben einen Eindruck davon, wie die Stimmungslage zu aktuellen Themen ist. Entsprechend aufschlussreich ist ein Rückblick aufs Jahr.

Die Stars der Rubrik heißen Bernhard Blaszkiewitz und Thilo Sarrazin. Als wir im April fragten, ob der Chef von Zoo und Tierpark seinen Posten räumen solle, riefen so viele Leser an wie selten. 63 Prozent stimmten dafür, dass Blaszkiewitz seine Ämter behält – obwohl damals allerlei Vorwürfe von Tierschützern laut geworden waren: Blaszkiewitz lasse zu viele Tiere züchten, die dann schlimmstenfalls beim Schlachter landeten, hieß es. Ein Teil der Vorwürfe ist inzwischen ausgeräumt, während die Kritik am fehlenden Marketing-Gespür des Zoochefs anhält. Außer Frage stand und steht dagegen Blaszkiewitz’ Renommee als Biologe.

Die Fachkompetenz könnte auch dem Finanzsenator zu seinem Traumergebnis verholfen haben: Als wir im Juni fragten, ob Thilo Sarrazin zurücktreten solle, stimmten gut 85 Prozent der Anrufer für seinen Verbleib im Amt – bei ebenfalls überdurchschnittlicher Beteiligung. Aktueller Anlass der Frage war Sarrazins ganz und gar nicht sozialdemokratische Äußerung, dass er jederzeit für fünf Euro pro Stunde arbeiten würde. Gerettet haben ihn wohl seine Entschuldigung bei den Genossen – und deren Gewissheit, dass sie einen ebenso guten Finanzexperten nur schwer finden würden.

Allgemein zeigt die Statistik, dass die Toleranz gegenüber Migranten Grenzen hat: Fast 98 Prozent der Anrufer stimmten dagegen, muslimischen Schülern Beträume bereitzustellen. 95 Prozent votierten dafür, ausländische Schulabbrecher abzuschieben. Und 91 Prozent lehnten das vom Verein Inssan geplante islamische Kulturzentrum in Charlottenburg ab.

Daraus auf Ausländerfeindlichkeit zu schließen, wäre gewagt. Zum einen fallen die Abstimmungsergebnisse im Internet oft ganz anders aus als die telefonischen. Zum anderen zeichnet sich übers Jahr eher eine „Ordnung muss sein“-Mentalität ab: Ob der Senat dem Bezirk die Mediaspree-Planung wegnehmen solle? Soll er, sagten 87 Prozent. Schärfere Bauvorschriften für zentrale Orte? 89 Prozent sind dafür. Alkoholverbot am Alex? 90 Prozent pro. Weihnachtsrummel erst nach Totensonntag? 95 Prozent dafür.

Diese Stimmungslage bekamen auch die streikenden BVG-ler und die Gewerkschaften des öffentlichen Dienstes zu spüren, für die die Anrufer kaum Verständnis hatten. Ähnlich einsam steht der Bahnchef da: 95 Prozent der Anrufer wünschten sich, das Dach des Hauptbahnhofs doch noch zu verlängern. 

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