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PRO & Contra: Mathematik-Test wiederholen?

Klar, keiner bestraft gern einen Unschuldigen. Die vielen Schüler, die sich ohne Spickzettel dem Psychostress einer Matheklausur ausgesetzt haben und nun trotz ihres korrekten Verhaltens bestraft werden sollen, indem sie die Prüfung wiederholen müssen – geschenkt.

Klar, keiner bestraft gern einen Unschuldigen. Die vielen Schüler, die sich ohne Spickzettel dem Psychostress einer Matheklausur ausgesetzt haben und nun trotz ihres korrekten Verhaltens bestraft werden sollen, indem sie die Prüfung wiederholen müssen – geschenkt. Dass das nervt, darüber brauchen wir nicht zu reden. Andererseits: Will man die Schuldigen belohnen, indem sie ohne Nachteile mit der Mogelei davonkommen? Womöglich kommen sie sogar mit bester Zensur aus dem Test und schnappen dank der Mathenote einem anderen die Lehrstelle weg? Das ist als Lösung auch nicht zufriedenstellend. Und auch die Lehre daraus, die lauten müsste: Mit Mauscheln und Schummeln kommt man eben doch weiter – nein, das kann irgendwie nicht richtig sein.

Vieles gibt es aus dem Vorfall um die durchgesickerten Prüfungsaufgaben zu lernen. Vielleicht, dass es doch nicht immer ganz gerecht zugeht auf der Welt. Vielleicht, dass einige, die sich unlautere Vorteile verschaffen wollen, dadurch am Ende alle schädigen.

Letztlich bleibt nur eins: die Sache sportlich sehen. Es ist zwar lästig, aber auch nicht total furchtbar, eine Matheklausur zu schreiben. Es kann sogar nützen, denn eine Geistesanstrengung macht niemanden dümmer. Und für Kandidaten, die bei der ersten Klausur das Gefühl hatten, es sei schlecht gelaufen: Es ist eine neue Chance. Fatina Keilani

Klaus Wowereit sagt, aus Gründen der Fairness müsse die Klausur wiederholt werden. Welche Fairness? Über die Worte des Regierenden Bürgermeisters können sich all jene richtig ärgern, die für den Test gelernt haben, sich vorbereitet haben, die nicht betrogen haben. Sie dürfen sich nun zusätzlich bestraft fühlen: Der Ehrliche wird der Dumme. Die übergroße Mehrheit der Zehntklässler soll dafür büßen, dass die Schulverwaltung nicht in der Lage war, die Testbögen ordnungsgemäß zu hüten und zu sichern? Das kann nicht sein. Das wäre eine Umkehrung des Verursacherprinzips: Für Fehler soll bitte schön der zur Verantwortung gezogen werden, der sie macht. Die Bildungsverwaltung sagt nun, eine Wiederholung sei zwingend, weil das Schulgesetz zum mittleren Schulabschluss in jedem Fach eine Prüfung vorsieht. Steht im Schulgesetz auch was von Mogelei? Nein, die Behörde macht es sich zu einfach: Ihre Mitarbeiter müssen schließlich nicht den Frust, die erneute Prüfungsangst und die Sorge ertragen, beim zweiten Mal schlechter abzuschneiden. Jetzt muss Schulsenator Jürgen Zöllner Flexibilität beweisen, schon allein deswegen, um Klagen vorzubeugen, etwa jener Eltern, deren Kinder beim zweiten Termin verhindert sind oder die bei der Wiederholung durchfallen. Und für die Zukunft ein Verfahren finden, das wirklich fair für alle ist – weil keiner vorher Bescheid weiß.Gerd Nowakowski

Fatina Keilani

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