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Berlin: Pro & Contra: Schuluniformen kaschieren soziale Unterschiede

Die Grundschulkinder in der Türkei müssen seit der Republikgründung 1923 eine Schuluniform tragen. In den Schulen hängen kurz vor der Einschulung Bekanntmachungen aus, auf denen genau beschrieben wird, wie die Kinder sich kleiden sollen.

Die Grundschulkinder in der Türkei müssen seit der Republikgründung 1923 eine Schuluniform tragen. In den Schulen hängen kurz vor der Einschulung Bekanntmachungen aus, auf denen genau beschrieben wird, wie die Kinder sich kleiden sollen. Die einheitliche Kleidung soll soziale Unterschiede wenigstens im Klassenzimmer kaschieren, aber auch die Kinder früh zu dizipliniertem Verhalten motivieren. Getreu dem Motto: Wer eine Uniform trägt und Blödsinn anstellt, blamiert sich.

In der Regel ist die Uniform schwarz, aber wenn es zu viele Schulen in einer Gegend gibt, unterscheiden sich je nach Schule die Farben, um die Kinder der einen oder anderen Schule zuordnen zu können. Schwarz, blau, grau oder braun ist der Zweiteiler. Alle Jungen müssen eine Hose und ein jackenähnliches Hemd tragen. Die Mädchen tragen Kleider, die von hinten zugenknöpft werden. Um den Hals wird ein weißer steifer Rundkragen gebunden. Der Stoff (in der Regel Leinen), die Form der Schuhe (schwarz und flache Absätze) und sogar die Anzahl der Hosen- und Jackentaschen sowie die Anordnung der Knöpfe wird vorgegeben. Die Uniform muss stets bis hin zum schneeweißen Kragen sauber und gepflegt sein. Ansonsten gibt es einen Eintrag im Klassenbuch.

Viele Türken in Berlin waren einst Schüler in Uniform. Kenan Kolat vom Türkischen Bund Berlin-Brandenburg (TBB) hat zuerst als Grundschüler und von der sechsten Klasse an als Schüler eines österreichischen Gymnasiums in Istanbul Schulkleidung getragen. Er erinnert sich: "Ich fühlte mich wichtig in meiner Uniform." Er könne sich nicht daran erinnern, dass jemals ein Kind aufgrund seiner Herkunft gehänselt wurde.

Markenfetischismus bei Kleidung, wie im Westen, gibt es auch heute in dem armen Land nur in wohlhabenden Kreisen. Trotzdem hält Kolat die Uniformpflicht in der Türkei nach wie vor für notwendig: "In einer Stadt wie Istanbul sitzt ein Kind aus einem reichen Elternhaus neben einem Kind, dem anzusehen ist, dass es bettelarm ist." Die Idee, auch in Berlin Schuluniformen einzuführen, hält Kolat für gut: "Meine Neffen und Nichten sind schon gefragt worden, warum sie dies und das nicht haben, wo doch ihr Vater Unternehmer ist."

suz

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