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Pro & Contra: Sind Suppenküchen für Kinder die richtige Hilfe?

Es gibt immer mehr Suppenküchen für Kinder - ist das der richtige Weg, um Armen zu helfen? Ein Pro und Contra

PRO

Eigener Herd ist Goldes wert. Und es ist preiswerter, eine warme Mahlzeit aus frischen Zutaten selbst zuzubereiten als Kinder ständig mit Tiefkühlpizza abzuspeisen oder sie gleich zu McDonald’s zu schicken. Darum wäre zu wünschen, dass auch in armen Familien wieder gekocht würde und sich Kinder und Eltern wenigstens einmal am Tag an einen Tisch setzen, nicht nur, um gemeinsam zu essen.

Doch die Berliner Wirklichkeit sieht anders aus – und zwar in zunehmendem Maße. Die Zahl der sozialen Einrichtungen, die Kindern eine warme Mahlzeit anbieten, ihnen nachmittags bei Hausaufgaben helfen und ihnen so etwas wie ein zweites Zuhause sind, hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Dass immer mehr Kinder solche Angebote in Anspruch nehmen, zeigt, dass diese Hilfe dringend notwendig ist.

Wer dagegen argumentiert, die Suppenküche entlasse die Eltern aus der Verantwortung, betreibt Augenwischerei – und verdrängt das Problem sozialer Verarmung. Eine warme Mahlzeit und ein bisschen Familienersatz beseitigen dieses Problem nicht. Es ist daher wichtig, auch die Eltern zu erreichen. Mit gemeinsamen Kochkursen zum Beispiel, mit begleitender Sozialarbeit. Wenn Kinder in Not sind, braucht die Hilfe meistens die ganze Familie. Stephan Wiehler

CONTRA
Gut gemeint ist oft nicht gut gemacht. Der Spruch ist so alt wie wahr. Niemand möchte den vielen Organisationen und Ehrenamtlichen irgendwelche unlauteren Motive unterstellen, wenn sie mit Suppenküchen den vielen Kindern helfen wollen, die in ihren desolaten Familien zu kurz kommen. Aber dieser Form der Unterstützung ist doch zu einfach, sie greift nicht weit genug. Denn sie bedeutet lediglich die Linderung der Symptome, die soziale Verwahrlosung in vielen Fällen mit sich bringt. Und das heißt nämlich auch, sich mit der Situation abzufinden. Mit solchen Angeboten entlässt man einerseits den Staat aus der Pflicht, etwas gegen wachsende soziale Missstände in diesem Land zu tun. Auf der anderen Seite aber führt es dazu, dass Familien immer unselbstständiger werden. Dabei ist es so viel wichtiger, Eltern mit Sozialarbeitern und Familienhelfern dabei zu unterstützen, sich der Verantwortung für ihre Familie wieder zu stellen.

Und die Wohlfahrtsverbände haben recht, wenn sie besonders für Kinder einen höheren Hartz-IV-Satz fordern. Wer weiß, was Jungen in der Pubertät verdrücken können, kann sich ausrechnen, dass von einem monatlichen Regelsatz in Höhe von 211 Euro für Kinder unter 14 Jahren vernünftige Mahlzeiten zu Hause kaum zuzubereiten sind. Sigrid Kneist

Stephan Wiehler

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