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Pro & Contra: Soll zwischen Alex und Schloss ein Stadtviertel entstehen?

Freiflächen gibt es in Berlin zur Genüge: 18 Prozent Waldfläche, 2500 öffentliche Grünanlagen auf 5500 Hektar und jede Menge Brachflächen. Flächen, die, wie Wowereit sagte, „Narben und Wunden“ seien, die geheilt werden müssten.

Freiflächen gibt es in Berlin zur Genüge: 18 Prozent Waldfläche, 2500 öffentliche Grünanlagen auf 5500 Hektar und jede Menge Brachflächen. Flächen, die, wie Wowereit sagte, „Narben und Wunden“ seien, die geheilt werden müssten. Und eine solche Heilung für das alte Zentrum, die historische Mitte Berlins, kann nur Bebauung heißen. Zu Recht spricht auch der Bund bei der Schlossplatz-Bebauung von einer „historischen Chance“, in der Mitte ein „zukunftsweisendes Signal“ zu setzen. Es gibt in Berlin genug Solitäre wie zum Beispiel den Potsdamer Platz, aber kein richtig erkennbares Zentrum, das urbane Attraktivität ausstrahlt. Genau das war das Marienviertel vor dem Zweiten Weltkrieg. Und das zur 750-Jahr-Feier „neu erbaute“ Nikolaiviertel ist zu unattraktiv, weil es den Charme einer Disneyland-Kopie inmitten „monolithischer Betonfertigbauweise“, vulgo Plattenbau, versprüht. Jetzt darf man immerhin ein Fünkchen Hoffnung haben, dass in der historischen Mitte eine dem modernen Berlin entsprechende Architektur entstehen könnte. Ob man das Marienviertel historisch werkgetreu rekonstruiert oder schicke Townhouses inmitten eines Dienstleistungszentrums mit ultramodernen Department Stores wie in Hongkong hochzieht, muss öffentlich diskutiert werden. Und für die beiden Marx-Engels-Statuen wird sich dann sicher auch noch ein schönes Plätzchen finden, um der Verfasser des Kommunistischen Manifests adäquat zu gedenken. Sabine Beikler

Freundliches Grün, Raum zum Durchatmen, Erholung für Augen und Sinne – oder steinerne City und kaltes Herz mit abweisenden Fassaden? Die Pläne vom einstigen Senatsbaudirektor Stimmann sind nun „ganz oben“, beim Regierenden, angekommen: Zwischen Fernsehturm und Spree soll so etwas wie die alte Stadt entstehen, das Mittelalter mit modernen „Townhouses“ im Stadtgrundriss von anno dazumal, dazwischen Cafés und, man glaubt es nicht, Hotels. Stellen wir uns diese steinerne Orgie einmal vor: Im Osten der Alex, wie er immer kräftiger und höher bebaut und damit immer geschäftiger wird, und Richtung Westen der steinerne Riegel, das Schloss. Was passt dazwischen? Natürlich ist es für die ewig klamme Stadt verlockend, den teuren Grund und Boden an reiche Investoren zu veräußern, die dann flugs ihre Kästen dort hinbauen, wo sich einst die enge Altstadt duckte.

Man kann aber auch etwas ganz anderes tun: die Wunde, die der Krieg vor über 60 Jahren hinterlassen hat, akzeptieren und die Fläche so nehmen, wie sie entstanden ist. Lasst doch die Fontänen am Fernsehturm weiter sprudeln und die Mädel vom Neptunbrunnen vorm Rathaus den Rand halten! Vor 22 Jahren kam mit dem Nikolaiviertel ein Stückchen Altstadt ins neue Berlin zurück. Das genügt. Daneben sollte unser Central-Park mit der unverstellten Marienkirche noch attraktiver gestaltet werden, blühen und gedeihen. Viele Städte beneiden uns darum! Lothar Heinke

Sabine BeiklerD

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