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PRO & Contra: Sollen die Heizpilze vor Restaurants verboten werden?

Es ist eine seltsame Sache mit der Umweltdelinquenz: Vieles von dem, was man der Erde und dem Klima nicht antun soll, mag moralisch falsch erscheinen, ist aber im Normalleben durchaus erlaubt. Große, schwere Spaßautos wie der Porsche Cayenne sind in gewissen Kreisen so verpönt, dass ihre Besitzer darauf gefasst sein müssen, ihre Autos morgens „tiefergelegt“ mit teilentlüfteter Bereifung wiederzufinden.

Es ist eine seltsame Sache mit der Umweltdelinquenz: Vieles von dem, was man der Erde und dem Klima nicht antun soll, mag moralisch falsch erscheinen, ist aber im Normalleben durchaus erlaubt. Große, schwere Spaßautos wie der Porsche Cayenne sind in gewissen Kreisen so verpönt, dass ihre Besitzer darauf gefasst sein müssen, ihre Autos morgens „tiefergelegt“ mit teilentlüfteter Bereifung wiederzufinden. Dabei verbringt der Cayenne-Fahrer die Ferien womöglich im Schlosspark, während notorische Radfahrer urlaubsweise nach Thailand fliegen und auf dem Weg tonnenweise Kohlendioxyd freisetzen. Doch wäre es falsch, daraus zu schließen, dass jeder seinen bösen Anteil am Klimawandel hat und man im Herbst ein paar lange Abende unter dem Heizpilz guthat, bloß weil man doch mit der U-Bahn zur Arbeit fährt. Heizpilze sind ganz einfach überflüssig. Sie sind genauso sinnlose, ärgerliche Geschöpfe einer auf Bequemlichkeit und Verfettung gerichteten Produktindustrie wie die motorgetriebenen Laubbläser. Heizpilze werden nur deshalb nicht von moralisch entschlossenen Umweltaktivisten in Sekundenschnelle mit der Säge niedergemacht, weil man dazu eine mobile Zweitakt-Motorflex brauchen würde – eine Sauerei, die es zum Glück noch nicht gibt. Werner van Bebber

Es ist erst zwei, drei Jahre her, da haben wir die Heizpilze allerorten gefeiert: als Ausdruck fast mediterraner Lebensqualität in kälteren Tagen, als Zeichen der Freude, dass wir uns nicht schon bei sinkenden Temperaturen in Wohnungen und düsteren Lokalen vergraben müssen, sondern so oft wie möglich in Straßencafés sitzen können. Nun hat die Klimakatastrophenhysterie auch jene Heizungskörper erfasst, die doch für eine lebendige Straßenatmosphäre angeschafft worden sind. Nun sollen sie gleich zur allgemeinen Erderwärmung beitragen, wobei sich die Alarmmeldungen über den Kohlendioxidausstoß geradezu überschlagen, so dass schon an deren Seriosität gezweifelt werden darf. Alle Geräte werden dabei in einen einzigen schaurigen Klimatopf geworfen. Wie auch immer: Die Wärmestrahler haben ihren Ruf als Klimakiller weg – als ob die gesamte Stadt mit einer Heizdecke überzogen wäre. Wirte, die kalkulieren können, merken schnell, ob sich die Heizpilze rechnen oder ob es nicht auch warme Decken tun. Aber der Ruf nach Verboten ist schnell, wo wachsendes Problembewusstsein besser wirken könnte. Verbotsaktionismus verkauft sich eben gut. Da macht es nichts, dass Berlins Beitrag zur Klimakatastrophe – als Graffiti verharmlost – mit Farbsprühgasen fast an jede Wand geschmiert ist. Christian van Lessen

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