zum Hauptinhalt

Pro & Contra: Sollen die Polizeiwachen erhalten werden?

Klingt wie aus einem Werbeprospekt: Die Polizei will „bürgernäher, effizienter und effektiver“ werden. Und das soll passieren, indem sechs Wachen geschlossen werden?

In Zeiten, in denen das Thema Jugendkriminalität die Schlagzeilen bestimmt? Es werde nun mehr Polizisten auf der Straße geben, sagt der Polizeipräsident. Da sind wir aber gespannt.

Was wird nach der Fusion der Wachen aus den hochrangigen Beamten mit Goldsternen an der Schulterklappe? Glaubt jemand im Ernst, dass künftig Oberräte und Direktoren flüchtigen Fahrraddieben hinterherlaufen oder im Funkwagen Bagatellunfälle aufnehmen? Stattdessen werden wieder Sonderfunktionen geschaffen, um sie „amtsangemessen“, wie es heißt, unterzubringen. Apropos Bagatellunfall: Wer hat nicht schon stundenlang auf einen Funkwagen warten müssen, weil die Streifen mit wichtigeren Einsätzen beschäftigt waren? Angeblich sei es egal, wo die Polizei ihre Büros hat, da die Beamten ja ständig auf Streife seien und von dort schnellstens zum Einsatzort gelangten. Außerdem: Die Beamten können gar nicht ständig auf Streife sein, denn ihre Anzeigen müssen die Polizisten auf der Wache in den Computer eingeben – und nur dort. Die tollen Polizeiwagen haben nämlich keine Laptops an Bord. Tanja Buntrock

Wieder eine Wache weniger, kritisieren manche – und schließen daraus: wieder weniger Polizeipräsenz. Doch Polizeiwachen sind nicht gleichbedeutend mit einem ausreichenden Anteil von Polizisten auf den Straßen. Mag sein, dass es vor vielen Jahrzehnten üblich war, Polizeireviere an jeder wichtigen Ecke zu unterhalten. Das dürften Zeiten gewesen sein, als Polizisten zu Fuß oder zu Pferd unterwegs waren – Uniformträger, die personifizierte öffentliche Ordnung. Abgesehen davon, dass die wenigsten in diese autoritären Zeiten zurückwollen, müssen auch die Polizisten auf den Abschnitten mobil und schnell unterwegs sein. Deshalb kommt es auf die Zahl der Wachen nicht an. Viel wichtiger ist die Präsenz der Polizei. Das Prinzip Kontaktbereichsbeamter war und ist richtig, auch wenn der Begriff schrecklich klingt: Polizisten müssen die Gegend um den Abschnitt kennen und auch ein paar Leute, die dort wohnen. Am besten funktioniert das, wenn sie unterwegs sind und wenn es dabei nicht nur um die Wahrnehmung von Ordnungswidrigkeiten geht. Wahrscheinlich hätten die wenigsten Polizisten auf den Abschnitten etwas dagegen, öfter draußen zu sein – wenn ihr Beruf dafür ein bisschen entbürokratisiert würde. Die nächste Polizeireform sollte eine antibürokratische sein. Werner van Bebber

Zur Startseite